3 Jahre Hundewald Harz

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 11. November 2012 um 19:21 Uhr veröffentlicht.

Ein Bericht von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies und Initiatorin des Hundewald Harz

“Hundewald Harz” ist die Idee der erwanderbaren Freilauf-Gehege im Erholungsgebiet Harz. Die Idee “Hundewald Harz” soll den sanften Tourismus fördern, Hunden mehr Lebensfreude, artgerechte Bewegung, Auslastung und Ausgeglichenheit bescheren, Hundehalter und ihre Familien glücklich machen sowie das Wild vor Hunden schützen, aber auch die Hunde vor Wildschweinen, Luchsen, Wölfen, Verkehrstot und Abschuss bewahren. Eine Idee für die Aufwertung der Region als Nah- und Fernziel für die Zielgruppe der Hundehalter und eine neue Chance für Gastronomie und Tourismus gerade im West-Harz.

In den 2 m hoch eingezäunten Freiläufen ist das Ableinen und freie Spielen mit Hunden auch während der Brut- und Setzzeit (in Niedersachsen vom 1.4.-15.7.) erlaubt.

In Dänemark und Schleswig Holstein gibt es größere Hundewald-Areale, innerhalb derer man einen Spaziergang mit abgeleintem Hund machen kann. Bei uns in Niedersachsen bekämen wir so große Areale nicht genehmigt. Insofern ist die Lösung mit den erwanderbaren Freilauf-Arealen ein Kompromiss. In verschiedener Hinsicht ist es sogar gut, dass die umzäunten Areale jeweils nur ein paar tausend Quadratmeter groß sind. So kann ein wirklich nicht gut hörender Hund gut wiedergefunden werden und die Überwachung und Instandhaltung des Zauns gestaltet sich einfacher. Dem Wild nehmen wir wirklich nicht viel weg. Die Bündelung der Hunde-Verkehrsströme entlastet die Natur in empfindlicheren Regionen.

“Hundewald Harz” ist eine Erfolgsstory zu ein paar Metern Zaun im Wald. Das erste, kaum einen halben Hektar große Freilauf-Areal “Schwarzewald” südlich von Wildemann wurde bereits April 2009 geöffnet. Ein zweites Freilauf-Areal in erwanderbarer Entfernung befindet sich seit April 2012 hinter der Waldgaststätte  Spiegelthaler Zechenhaus, direkt im Anschluss an  Terrasse und Biergarten.

Anfang April 2009, pünktlich zu Beginn der Brut- und Setzzeit, konnte mit guter Medienpräsenz die Eröffnung des ersten Freilaufareals gefeiert werden. Der feine Doppelsprung eines Tricolor-Collierüden mit einer gleichfarbigen Entlebucher-Sennen-Hündin über einen liegenden Baumstamm mit jeweils einem Stöckchen in der Schnauze, ging um die Welt. Zwischen Madonna und Sarkozy zählte es einen Tag lang zu den Top 10 Fotos der Welt. Große Deutsche Tageszeitungen widmeten diesem Foto und einem dazu gehörenden Text eine ganze Seite. Mehrere Hundemagazine brachten mehrseitige Artikel über den ersten “Hundewald” im Harz.

Seit 2009 ununterbrochen im Netz und zu Suchbegriffen wie “Urlaub mit Hund im Harz” bei allen Suchmaschinen bestens zu finden, ist der Internet-Auftritt www.hundewald-harz.de, der unabhängig vom jeweiligen Träger unsere Idee und die aktuellen Angebote samt Wanderkarte zeigt.

Insofern verwundert es nicht, dass Gäste auch von weit her anreisen, um in einem Freilauf-Areal bei Wildemann mit ihrem Hund zu spielen und eine Spende da zu lassen. Der Trägerverein des ersten Freilauf-Areals zählte drei Jahre nach der Gründung bereits über 100 Mitglieder, von denen die wenigsten aus der Region Harz stammten. Finanzielle Sorgen wurden schnell vergessen.

Das Gefühl, mit seinem abgeleinten Hund spielen zu dürfen, ohne Angst haben zu müssen oder sich kriminell zu fühlen, ist vielen Hundefreunden eine weite Anfahrt wert. Viele Übernachtungen wurden so zusätzlich in Wildemann und den umliegenden Orten verbucht. Alle Altersgruppen sind vertreten. Singles, Familien mit Kindern aller Größen, ältere Menschen und sogar sehr alte schafften es zu diesem ersten Freilauf-Gehege hinauf.

Leider schafften es einige Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer nicht. An eine barrierefreie Lage hatte bei der Planung niemand gedacht. Wer sich vorab mit seinem Problem bei uns meldete, konnte bei der Forst eine Fahrerlaubnis bekommen und eine Wegbeschreibung, wie man über einen Forstweg das Freilauf-Areal “Schwarzewald” erreicht. So hatte der Freilauf “Schwarzewald” dann doch überraschend viele Behinderte zu Gast. Gerade für sie ist es sonst ein Problem, den Hund auszulasten. Der Freilauf “Alaska” hinter dem Spiegelthaler Zechenhaus ist zwar für jeden Gast mit dem Auto direkt zu erreichen, da ein eigener Parkplatz vorhanden ist, doch von der Terrasse in das Freilauf-Areal kommt man als Rollstuhlfahrer auch hier nicht. Für ein barrierefreies Freilauf-Areal suchen wir noch einen Träger und eine geeignete Fläche!

Ganze Gruppen meldeten sich an. Rettungshundestaffeln, Therapiehunde-Organisationen, Züchtervereine, Nachwuchstreffen, Internet-Communities, Fanclubs zu bestimmten Hunderassen usw. verbrachten Arbeits- und Erholungs-Wochenenden bei uns in Wildemann. Dabei bekam im Freilauf-Areal “Schwarzewald” niemals jemand ein exlusives Nutzungsrecht. Dieses Freilauf-Areal steht 7 Tage pro Woche 24 Stunden am Tag kostenlos allen Hundefreunden zur Verfügung. Etwas anders sieht es beim privat von den Gastwirten des Spiegelthaler Zechenhauses geschaffenen Freilauf “Alaska” aus. Dieser ist zwar noch etwas kleiner als der Auslauf “Schwarzewald”, kann aber für Gruppenveranstaltungen gebucht werden (05323-96783). Wer dann dazu kommt, wird u. U. zum anderen Freilauf-Areal weiter geschickt. Normalerweise haben aber auch hier alle Spaß miteinander. Auch hier ist die Nutzung kostenlos. Verzehrzwang besteht nicht. Nette Hundler bestellen sich gerne eine Kleinigkeit oder lassen eine Spende da.

Dass es der Absprache bedarf, wenn sich Halter mit Streithähnen in einem Freilauf treffen, sollte klar sein. In einem solchen Fall macht eben erst der eine eine Wanderung in die Umgebung und dann der andere.

An manchen schönen Sonntagen haben wir über 50 Hunde gleichzeitig im ersten Freilauf-Areal “Schwarzewald”. Im Verlauf schöner Sonntage kommen einige 100 Besucher dort hin. Der Freilauf “Alaska” ist längst nicht so bekannt und überlaufen. Manchmal machen wir mit interessierten Gästen spontan eine kleine Wanderung in das umliegende Waldgebiet und zu den Badeseen und erklären Details zu unserer Harzer Gebirgswelt.

Soweit uns bekannt ist, gab es in den Freiläufen noch keinen einzigen Angriff eines Hundes auf einen Menschen. Unter Hunden sieht es da schon etwas anders aus. Leider kann längst nicht jeder Hundebesitzer seinen eigenen Hund im Umgang mit Artgenossen korrekt einschätzen. Manch einer übersieht wichtige Kommunikations-Signale oder nimmt sie nicht ernst. Wie überall sonst im Lande gilt: Jeder Hundehalter haftet für seinen Hund. Eine Hundehaftpflichtversicherung, wie sie in Niedersachsen jetzt Vorschrift ist, macht da durchaus Sinn. Zu ernsten Beißereien kam es aber wirklich selten. Dr. Grammel, Tierklinik Osterode, bestätigte uns, dass in den drei Jahren seit Eröffnung des ersten Freilaufs nur selten ein im “Hundewald” gebissener Hund bei seinem Team auf den Tisch kam.

Die Gästestatistik von Wildemann hat sich durch die Umsetzung der Hundewald-Idee spürbar verbessert. Wildemann steht jetzt sehr viel besser da, als andere Orte im Oberharz, deren Tourismus weiterhin deutlich rückläufig ist.

Aus allen Regionen Deutschlands kommen Anfragen, wie wir das geschafft haben. Man möchte in der eigenen Gemeinde auch so einen “Hundewald” einrichten. Meist sind die Behörden dagegen. Der Bedarf ist riesengroß. Bislang eine Nische, besetzt von der kleinen Bergstadt Wildemann im Nordharz.

Also, wie realisiert man so einen “Hundewald”? Das wichtigste ist, in Forstamt und Verwaltung die Idee als sinnvoll rüberzubringen. Dann sollte gemeinsam nach einem geeigneten Gelände gesucht werden, das möglichst außerhalb der Natur- und Landschaftsschutzgebiete liegt. Der Besitzer kann das Gelände dem zukünftigen Betreiber des Hundewalds verpachten.

Als Betreiber hatten wir hier in Wildemann einen e. V. mit Anerkennung der Gemeinnützigkeit gegründet, was ich nicht mehr empfehlen würde, da die Vereinsmeierei vieles kaputt macht. Besser wäre eine neutrale Trägerschaft bei einem Betrieb, der Forst oder Verwaltung, was verhindert, dass sich “privilegierte” Gruppen herausbilden, die schließlich andere ausgrenzen. Zu empfehlen ist eine Versicherung der Verkehrssicherheit des Geländes. Ist der Zaun und das Tor erst einmal errichtet, fallen außer Pacht und Versicherung kaum noch Kosten an. Die Spendenbereitschaft dafür ist bei Hundefreunden überraschend groß. Die Spenden unserer Gäste könnten etliche Freiläufe finanzieren!

Viel Erfolg und viel Spaß mit Ihrem Hund wünschen Ihnen

Gudrun und Thomas Beck,
Initiatoren von “Hundewald-Harz”,
www.hundewald-harz.de

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