Streunerhunde
Mittwoch, 9. Dezember 2020Von Moskaus U-Bahn-Hunden bis Indiens Underdogs
Eine Rezension von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies
Hätten Sie gedacht, dass ca. 85 % der Hunde dieser Welt ohne Herrchen oder Frauchen leben? Frei auf Straßen und in der näheren oder weiteren Umgebung von Menschen, angewiesen auf das, was Menschen an Fressbarem liegenlassen oder bewusst zu Verfügung stellen? Seit tausenden von Jahren die wahrscheinlich natürlichste Form des Miteinander von Menschen und Hunden. Kate Kitchenham hat wissenschaftlich fundierte Beiträge aus aller Welt gesammelt und in diesem überaus lesenswerten Buch veröffentlicht.
Gerade in einer Zeit, in der es in Deutschland Mode ist, einen Hund aus dem Ausland zu “retten” und ihn bei uns in Häusern einzusperren und am Gängelbändchen zu führen, macht es Sinn, sich das Leben und die Fähigkeiten von echten Streunern genauer anzusehen. Ohne die permantente menschliche Einschränkung zeigen freie Hunde erstaunlich viele typische Caniden-Verhaltensweisen. Es geht um unterschiedliche Arten der Nahrungssuche, die Organisation in Rudeln bis zur kollektiven Aufzucht von Nachwuchs in Höhlen und der oft verlustreichen Revierverteidigung in z. T. mehrjährigen Kriegen unter benachbarten Rudeln, wenn die Populationsdichte hoch ist. Es geht um zeitaufwändige Beobachtungen an und Experimente mit frei lebenden Hunden in ihrer Umwelt.