Markertraining für Hunde

Dieser Beitrag wurde am Samstag, 12. Dezember 2020 um 06:49 Uhr veröffentlicht.

cover_marker_DSC_6908Auf Augenhöhe zum glücklichen und kooperativen Hund

Eine Rezension von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies

Die Hundetrainerin Ulrike Seumel gibt hier eine weitere Anleitung zur Hundeerziehung ganz ohne negative Einwirkung (Strafe), lediglich basierend auf positiver Verstärkung jener Verhaltensweisen, die uns gefallen. Ähnlich wie in verschiedenen Abhandlungen anderer Autoren zum Clickertraining, stellt sie lerntheoretische Grundlagen vor und kommt dann zum praktischen Teil. Der große Unterschied besteht darin, dass sie statt des mechanischen Klicks aus einem kleinen Gerät, wie z. B. einem Knackfrosch oder eben dafür speziell gefertigten Clicker,  ein selbst gewähltes kurzes Wort als Markierung des gerade zu belohnenden Verhaltens zulässt. Unerwünschte Verhaltensweisen sind durch “Management” zu beherrschen und dadurch abzubauen, dass man im Vorfeld gezeigte akzeptabele Verhaltensweisen oder eine Unterbrechung markiert, belohnt und damit aufbaut. Das “Management” ist nicht immer erklärt, meint aber wohl meistens sowas wie mit Geschirr und Leine sichern. Gemeinsam Spaß haben und entspannt bleiben stehen immer im Vordergrund. Schön ist die große Auswahl an möglichen Belohnungen, die nicht unbedingt etwas mit Leckerlis zu tun haben. Viele  ganz einfache Übungen und Spielchen werden gezeigt, die sich dafür sinnvoll in das alltägliche Training einbauen lassen.

Außer dem Markerwort sind ein Umorientierungssignal und ein Entspannungssignal wichtige Kommunikationselemente, die man antrainieren sollte. Umorientierung bezieht sich auf das Abwenden von einer aktuellen Beschäftigung,  meist die Fokussierung auf eine Ablenkung, einen fremden Hund beobachten, auf einer Fährte schnüffeln oder ähnlichem. Das Positive zu sehen und zu belohnen statt auf das Unangenehme zu warten ist der Kern der markerbasierten Hundeerziehung.

Wo es für dieses kleine Buch zu komliziert oder gefährlich würde, empfiehlt die Autorin, sich an erfahrene Hundetrainer zu wenden.

Leider stört die gendergerechte Sprache stellenweise den Lesefluss. Einfach und schnell lesbar im Allgemeinen, gibt es doch auch Stellen wie diese, die mich auch ohne den enthaltenen Rechtschreibfehler gestört hätte : “Denk beispielsweise an die Ausnahmezustände, die in manchen Städten zwischen Radfahrer*innen und Autofahrern*innen herrschen. Die Stimmung ist oft aufgeheizt, und wenn dann ein Auto nicht schnell genug an dem Fahrrad vorbeikommt oder ein*e Radfahrer*in nicht den Radweg nutzt, weil da unrechtmäßig ein Auto steht, werden alle Beteiligten schnell wütend.” (S. 24). Früher konnte man aus Büchern vorlesen! Oder S. 141: “Es gibt in diesem Spiel nur Gewinner*innen”.  Aus meiner persönlichen Sicht jedes Mal eine unökologische kleine Ablenkung beim Verstehen, die nichts zur Sache beiträgt. Unökologisch wegen der damit verbundenen Materialverschwendung in einer Zeit, in der man doch eigentlich mit den Ressourcen dieses Planeten sparsam haushalten sollte.

Dabei fiel mir auf, dass in diesem Buch nur über Hunde geschrieben wurde. Gibt es das auch über Hündinnen?

 

Ulrike Seumel
Franckh- Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,
Stuttgart, 2020
176 Seiten Text, 192 Farbfotos, Taschenbuch
ISBN 978-3-440-16719-9
20,00 € (D)

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