Das feine Führen

Dieser Beitrag wurde am Sonntag, 10. April 2022 um 13:53 Uhr veröffentlicht.

cover_DSC_3500aHunde über Körpersprache erfolgreich führen

Eine Rezension von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies

Dieser kleine Ratgeber erhebt vielleicht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, ergänzt bisherige Werke aber durch einen sehr interessanten Aspekt. Um respektvoll, leise und unmissverständlich mit unseren Hunden zu kommunizieren, ist eine Zeichensprache in Form von passender Körperhaltung, Gestik und Mimik hilfreich oder sogar unerlässlich. Vieles kann über Körpersprache alleine viel besser eingeübt werden als über akustische Signale, die in der natürlichen Kommunikation unter Caniden zweit- oder drittrangig sind. Körperhaltungen und  geruchliche Kommunikation stehen im Vordergrund, wenn Hunde einander begegnen. Umso wichtiger für uns Menschen ist, dass das, was wir ausdrücken wollen, auch wirklich das ist, was wir ausdrücken können. Baut sich z. B. einer – wie in der Hundeschule gelernt – groß und mächtig vor dem Hund auf, empfindet dabei aber Angst oder zumindest Unsicherheit, kann der erwünschte Erfolg – Respekt, bitte! – ausbleiben, da der Hund die Widersprüchlichkeit bemerkt und erst recht nicht weiß, was jetzt dran ist.

Zu allererst muss man mit sich selbst ins Reine kommen, ergründen, was man selber will und wichtig findet. Erst dann, wenn Stimmung und Körpersprache zusammenpassen, kann man authentisch und unmissverständlich mit dem Hund kommunizieren. Hunde lügen nie. Man kann aber auch Hunde nicht belügen!

Sehr interessant ist, dass die Autoren weder Leckerlis noch Spielzeug zur Bestätigung nutzen. Lobendes Streicheln ist genug, vorausgesetzt, es wird nicht daheim für gar nichts bis zum Lästigwerden eingesetzt. “Willst Du was gelten, mach Dich selten.” Viele konkrete Übungen zu allen häufigen Lebenslagen und Problemen werden beschrieben und einleuchtend erklärt.

Zwei Kritikpunkte sind mir aufgefallen: So sollen sich Menschen mit Walkman und ihrer Lieblingsmusik auf ihren Hundespaziergängen in eine angenehme Stimmung versetzen, die sich dann auf den Hund übertragen soll. Gezeigt werden frei laufende Hunde und glückselige, aber schlecht ansprechbare Hundeführer.  Die Konstellation halte ich für zu gefährlich!

An anderer Stelle wird ein Hund dadurch gesichert und am Weglaufen gehindert, dass Frauchen auf der Leine steht. Mit meinen eigenen 50 kg und mindestens mittelgroßem Hund würde ich das nicht riskieren. Je nachdem, wie heftig der Zögling aufspringt, fliegt Frauchen durch die Gegend. Verletzungsgefahr! Außerdem wäre das Training dann erst einmal ziemlich gestört.

Im Großen und Ganzen aber ein sehr gut lesbares, interessantes Buch, dessen Lektüre ich allen Hundefreunden empfehle.

Kai Hartmann und Nancy Wendler
2022, Franckh- Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,
Stuttgart, 2022
136 Seiten,  149 Farbfotos, Paperback
ISBN 978-3-440-17340-4
15,00 € (D)

 

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