Die wilden Hunde Gottes. Kojoten, Schakale & Co, Wolf Magazin 1-2012 ~ Die kleinen Verwandten der Wölfe

Dieser Beitrag wurde am Dienstag, 5. Juni 2012 um 12:01 Uhr veröffentlicht.

Eine Rezension von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies

“Die wilden Hunde Gottes” als Titel für ein an wissenschaftlichen Fakten und Erkenntnissen orientiertes Sachbuch aus der Reihe Wolf Magazin? Wird die Herausgeberin und Autorin Elli H. Radinger jetzt religiös? Nein, dieser erste Eindruck täuscht. Die Bezeichnung “die wilden Hunde Gottes” ist eine Übersetzung der Bezeichnung für Kojoten und Schakale bei bestimmten Ureinwohnern. Sie ist für diese Sammlung interessanter Fachartikel schön gewählt, da sie von einem Image herrührt, das weit besser ist, als das in unserem Kulturkreis für wilde Kaniden verbreitete. “Füchse? Da kann man draufhalten”, ist eine Aussage, die mich vor Jahren sehr getroffen hat, als ich gegenüber einheimischen Jägern in meiner Harzer Wahl-Heimat das Thema Fuchsjagd ansprach. Umsomehr freue ich mich darüber, dass mit diesem aktuellen Wolf Magazin Faszination und Wissen über die kleinen, nicht domestizierten und frei lebenden Verwandten unserer Hunde verbreitet wird. Weniger spektakulär und Furcht einflößend als die weit größeren Wölfe, ist auch ihre Sozialstruktur, Lebensweise und Anpassungsfähigkeit bemerkenswert.

Folgende Beiträge sind enthalten:

Elli H. Radinger: (Über-)Lebenskünstler Kojote, 34 S.
Ein raffinierter Müllsammler und Beutegreifer erobert trotz fortgesetzter massiver Verfolgung neue Lebensräume bis hinein in die Großstädte. Daran gewöhnt, nicht nur Jäger, sondern auch Gejagter zu sein, scheint er allen Vernichtungskampagnen zu trotzen. Verblüffende Details wie z. B. die temporäre Zweckgemeinschaft zwischen Kojote und Dachs bei der Jagd auf unterirdisch lebende Nagetiere machen es spannend, diesen Artikel zu lesen.

Luca Lapini und Udo Gansloßer: Der europäische Goldschakal, 12 S.
Dieser Kojoten-ähnliche Kanide stammt ursprünglich aus Südasien. Jetzt erobert er heimlich europäische Lebensräume, meidet aber die Nähe des Menschen. Hätten Sie gedacht, dass die Polizei am Flughafen von Moskau Mischlinge aus turkmenischem Goldschakal und Sibirischem Husky einsetzt, weil sie nicht nur einen hervorragenden Geruchssinn, sondern auch eine besondere Temperaturunempfindlichkeit aufweisen? Auch in diesem Artikel finden sich viele spannende Details und Überraschungen.

Dr. Frank Wörner: Der Marderhund, 20 S.
Ein Neubürger soweit im Westen ist bei uns der Marderhund. Ein wenig bekannter, sehr ursprünglicher kleiner Kanide, der eine Parallelentwicklung zum amerikanischen Waschbären zu sein scheint. Obwohl Letzterer zu den Kleinbären gehört, sehen sich beide verblüffend ähnlich, weisen ein ähnlich breites Nahrungsspektrum auf und sind beide nachtaktiv. In Deutschland sind sie nun beide Neubürger und verbreiten sich trotz der massiven Bejagung.

Hartmann Jenal: Steppenfuchs und Polarfuchs – Leben in Hitze und Eis, 4 und 8 S.
Zwei wenig bekannte Fuchsarten werden vorgestellt, die mit extremen Klimabedingungen klarkommen.

Pat Goodmann (Wolf Park): Nachruf: Dr. Erich Klinghammer
Tribut an einen Freund und Mentor.

Karsten Dörfer: Schweden: Die rote Wölfin – Odyssee eines Politik-Opfers
Eine Wölfin, die aufgrund geringer verwandtschaftlicher Beziehungen zu der Mehrheit der schwedischen Wölfe als biologisch wertvoll eingestuft wird, hat sich ausgerechnet das schwedische Rentierzuchtgebiet als Wahl-Heimat ausgesucht und kehrt mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit nach dort zurück, wohin auch immer man sie umquartiert hat, etliche hundert km weit weg.

Karsten Dörfer: Aktuelle Informationen über die Lage der Wölfe in Schweden.
In diesem Beitrag geht es um Ideen zur Verbesserung der genetischen Situation der stark unter Inzuchtdepression leidenden schwedischen Wölfe, Probleme bei der Realisierung, die geltenden gesetzlichen Bestimmungen zu Schutz und Abschuss sowie den Unmut in weiten Teilen der ländlichen Bevölkerung, die sich bevormundet fühlt wie in so vielen Bereichen, die “von oben” bestimmt werden.

Andrea Weil: Der Trickser
Eine Kurzgeschichte zum Thema Kojoten

Das Wolf Magazin existiert seit 1991 als einzige deutschsprachige Fachzeitschrift zum Thema Wolf und andere wilde Kaniden. Zusätzlich zu den Fachartikeln werden aktuelle Nachrichten, literarische Beiträge und passende Buchtipps veröffentlicht. Das Wolf Magazin ist unabhängig und frei von bezahlten Anzeigen. Es wird zugunsten einer nachhaltigen Forstwirtschaft mit FSC-Zertifizierung produziert. Eine Leseempfehlung an alle Natur- und Tierfreunde, nicht nur an Hundefreunde!

Das Wolf Magazin 2/2012, das im Oktober 2012 erscheinen wird, widmet sich den Fragen:
“Wer hat Angst vorm Wolf? Wie gefährlich sind Wölfe wirklich?”

Elli H. Radinger:
Die wilden Hunde Gottes. Kojoten, Schakale & Co, Wolf Magazin 1-2012
edition tieger, Autorenhaus-Verlag, 2012,
128 Seiten, broschiert
ISBN 978-3866710979
EUR 12,00
www.wolfmagazin.de

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