Ideen und Spiele für die Welpenstunde
Dieser Beitrag wurde am Freitag, 23. Dezember 2011 um 19:26 Uhr veröffentlicht.Eine Rezension von Gudrun Beck
Ein bescheidener Titel für ein Buch, das weit mehr enthält. Die wichtigsten Ziele eines Welpenkurses sind
- eine möglichst breite Sozialisation mit Artgenossen und Menschen, also das Erlernen und Festigen von freundlichen Umgangsformen und Kommunikation
- Gewöhnung an verschiedene Umweltreize, die sonst ein Leben lang Angst machen könnten wie flatternde Bänder, ungewöhnlicher Lärm, Regenschirme und verschiedenartige Untergründe
- modern aufgebaute Gehorsamsübungen, die auf die teilnehmenden Welpen zugeschnitten sind, sie also stressfrei fördern ohne sie zu überfordern
Wenngleich als Leitfaden zur Planung und Durchführung von Welpenstunden an Trainer in Hundeschulen gerichtet, sind die Inhalte doch auch für jeden aktuellen oder künftigen Welpenbesitzer eine gut umsetzbare Hilfe. Außerdem helfen sie bei der Beurteilung, ob ein gerade infrage kommender Welpenkurs gut geführt wird oder mehr schaden als nutzen kann. Leider sind ja längst nicht alle Hundeschulen gleich gut.
Zunächst geht Celina del Amo auf die frühe Entwicklung der Welpen beim Züchter ein. Je nach Erfahrungshorizont kommen die Welpen mit sehr unterschiedlich ausgeprägter “Geborgenheitsgarnitur” in ihr neues Zuhause. Individuelle Unterschiede sind groß und bei Planung und Durchführung der Welpenstunden zu berücksichtigen.
Trainer erfahren, wie die gesamte Grunderziehung in kleinen Einheiten spielerisch in Welpenstunden integriert und zum Teil auch als “Hausaufgaben” mit auf den Weg gegeben werden kann. Es geht sowohl um Belohnung-basierte Erziehungsmaßnahmen, die erwünschtes, “braves” Verhalten unter Menschen und Tieren bewirken und festigen, als auch um Vermeidungsstrategien und das Abgewöhnen von Unarten wie dem Anspringen von Personen. Denn gut geführte Welpenstunden sind weit mehr als Zusammenkünfte, in denen Welpen mit anderen Welpen frei spielen. Aber auch bei diesem sehr wichtigen Teil der Sozialisation auf Hunde mit den unterschiedlichsten, zum Teil missverständlichen körperlichen Merkmalen gilt es wachsam zu sein und rechtzeitig einzugreifen, um allen Beteiligten ein gutes Gefühl für das Miteinander mit fremden Artgenossen und fremden Menschen zu vermitteln. Man erfährt, wie ängstliche Hunde und potentielle Mobbing-Opfer beschützt und gefördert werden sollten, ohne dabei die übermütigen durch negative Einwirkungen so zu verunsichern, dass diese den Kurs mit unguten Gefühlen verlassen müssten. Die Autorin verweist auf lerntheoretische Erkenntnisse und empfiehlt statt Strafen Auszeiten und Vermeidungs-Management wie z. B. das “Herauskonzentrieren” aus sich zuspitzenden Situationen oder Anleinen im richtigen Moment. Alle Welpen und Hundeführer sollen Spaß haben an den Welpenstunden.
Zum Schluss geht die Autorin auf zu vermittelndes kynologisches Allgemeinwissen und häufige Sorgen der Hundehalter ein. Sie weist z. B. darauf hin, dass nicht von selbst ausfallende Milchzähne vom Tierarzt zu ziehen sind, ehe sie den bleibenden Zähnen so lange im Weg herumstehen, bis deren Stellung gefährlich verändert wird. Und dass Hütehunde oft verklärt gesehen werden, “dass Hüten eine abgewandelte Form von Jagen ist und nichts mit einem liebevollen Behüten einer Schafgruppe zu tun hat” (S. 134). Hätten Sie das gewusst? Was noch alles wichtig ist rund um den jungen Hund, verraten diese 160 Seiten. Eine Lese-Empfehlung an alle Welpenkurs-Anbieter, Welpenbesitzer und jeden, der es werden will.
Ideen und Spiele für die Welpenstunde
Ines Celina del Amo
160 S., 75 Farbfotos
ISBN 978-3-8001-6720-3
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2011
Gebundene Ausgabe: 29,90