Hunde Ihr sollt ewig leben! DAS FRÖHLICHE HUNDELEXIKON
Dieser Beitrag wurde am Samstag, 24. Dezember 2011 um 15:53 Uhr veröffentlicht.Eine Rezension von Gudrun Beck
Schon der Titel deutet an, dass man hier mehr erwarten kann, als einfach nur ein Hundebuch. Er kehrt den bösen und erniedrigenden, verhundlichenden Ausruf: “Hunde, wollt Ihr ewig Leben?” Friedrich des Großen an seine Soldaten in etwas Positives um, das sich an vermenschlichte Hunde zu richten scheint, wie man beim Anblick des Covers bereits erahnen kann.
Hunderassenportraits mal ganz anders. Biologie und Kynologie beiseite – hier lernt man verblüffende Details. Wenngleich nur etwa 10 % der heute bekannten Hunderassen vorkommen, so haben es die Darstellungen durchaus in sich. Es ist manchmal gar nicht so einfach, Witz und Wirklichkeit auseinander zu halten. Also gut, dem Boxer eine ehemals lange Schnauze anzudichten, die er bei der missglückten Katzenjagd durch das Rennen gegen eine Wand einbüßte, ist sicher ein Klassiker. Doch die Art, wie Stano Kochan die Szene gezeichnet hat, lässt auch alte Hasen der Hundeszene noch einmal schmunzeln. Aber auch Wahres ist so humoristisch verpackt, dass es Spaß macht, gelesen zu werden.
Das ist weder Zufall noch verwunderlich, betrachtet man mal, wer denn da geschrieben und gezeichnet hat. Zu allererst, direkt nach dem Inhaltsverzeichnis, wird der Autor und Karikaturist des Hauptteils des Buches, Stano Kochan, durch ein Interview mit dem Verlag vorgestellt. In diesem Gespräch wird sein Bezug zum Hund hinterfragt. Auf normale Fragen folgen satirische Antworten. Bemerkenswert fand ich die Ausführung, dass er als Kind meist lieber mit Hunden als mit anderen Kindern spielte. “…Denn Hunde erschienen mir bereits damals intelligenter und freundlicher und einfach weniger gewalttätig als viele meiner quälfreudigen Gleichaltrigen.” Stano Kochan ist berühmt für seine vermenschlichten Hunde-Karikaturen bzw. verhundlichte Menschentypen-Karikaturen, witzige Charakter-Darstellungen der ganz besonderen Art.
Die 8-seitige Einleitung – oh, Entschuldigung! – nein, die Ouvertüre (und ja, die schreibt man jetzt mit ü!), hat kein geringerer als Dieter Hildebrandt verfasst, der “Scheibenwischer”, einer der größten Kabarettisten, die der deutschsprachige Raum jemals hatte. Sein Kapitel “Von Dackeldamen und Schmusetieren: Wie ich auf den Hund kam” fasst in dem ihm eigenen satirischen Stil den hundlichen Teil seines Lebens zusammen. Hundefreunde könnten jetzt spekulieren, dass er so lange Scheiben wischte, bis er klar genug sah, sodass auch er auf den Hund kommen musste. Aber nein, seine Hundeliebe begann in seiner Kindheit auf dem Bauernhof, auf dem er aufwuchs, “wo Lieblingstiere selten überlebten.” Er spart auch nicht an allgemeinen kritischen Bemerkungen wie: “…Er verzüchtet sie. Es gibt Hunderassen, die vor den Eingriffen der Züchter ganz mühelos laufen konnten; Inzwischen schleppen sie sich dahin, weil ihre Beine zu kurz, ihre Bäuche zu tiefliegend und ihr Schwanz, mit dem sie Balance halten konnten, weg ist…und irgendwann wird die Züchterpalme der bekommen, der es schafft, einen Hund zu züchten, der nicht so aussieht.”
Seine Erfahrung zum Thema Hundetrainer und Hundeschule ist leider eine ganz verbreitete. Er stellt sehr glaubwürdig fest: “Am Ende der Behandlung erreichten wir doch das Ziel der Schule. Wir erhielten den Hundeführerschein.
Zu Hause, auf gewohnter Laufstrecke, stellten wir dann fest: Tsepo und Candy gehorchten dem Hundeflüsterer aufs Wort.
Uns nicht.”
Stano Kochan, Dieter Hildebrandt
Hunde Ihr sollt ewig leben!
Das fröhliche Hunde-Lexikon
B & N, 2011, 80 S.
Gebundenes Buch: EUR 14,90