Problemhunde im Training

Dieser Beitrag wurde am Freitag, 23. Dezember 2011 um 18:53 Uhr veröffentlicht.

Eine Rezension von Gudrun Beck

Praxisbezogen, ohne komplizierte Theorien und Fachbegriffe, ist dieses Buch für jedermann leicht verständlich. Es ist zwar direkt an Hundetrainer gerichtet, die bereits in Hundeschulen arbeiten und mit der Frage konfrontiert werden, wie sie mit schwierigen Mensch-Hund-Gespannen (Teams) jeweils am besten arbeiten, sollte aber auch von anderen Hundefreunden gelesen und ernst genommen werden. Denen, die gerede dabei sind, sich eine Hundeschule oder einen Trainer zu suchen, gewährt es Einblick in seriöse Trainingsarbeit. Leider schwankt die Qualität dessen, was in Hundeschulen geboten wird, doch beträchtlich. Wer bereits einen problematischen Hund führt, erkennt sich bestimmt in einem der Kapitel wieder. Auch denen, deren Hund noch keine Schwierigkeiten bereitet, kann es eine Hilfe sein, Fehler im Voraus zu vermeiden, die über kurz oder lang aus dem eigenen besten Freund ein Sorgenhundi oder gar einen Haustyrannen, einen “Problemhund” welcher Art auch immer, machen würden. Es gibt grundverschiedene Typen von “Problemhunden”: Manche sind hibbelig, unkonzentriert und ständig abgelenkt, manche sind schreckhaft, ängstlich, panisch bis zum Weglaufen oder auch an der Leine aggressiv. Andere gelten als “stur” und schlecht motivierbar. All diese Typen werden in eigenen Kapiteln behandelt, da die Herangehensweise natürlich genauso unterschiedlich ist.

Auf die Individualität eines jeden einzelnen Teams wird hingewiesen. Oft muss das Problembewusstsein erst einmal geschaffen oder eine Erwartungshaltung heruntergeschaubt werden. Das kann in einem ehrlichen Beratungsgespräch auch mal in der Erkenntnis münden, dass der Hundeführer offenbar einen zu ihm so wenig passenden Hund hat, dass er ihn besser weitervermittelt und mit einem anderen Tier neu anfängt. Mit einem Besitzer, der die Fähigkeiten und Grenzen dieses Hundes einfacher akzeptieren kann, wäre dann auch der Hund auf Dauer glücklicher. Hinweise zur genauen Beobachtung und Problemanalyse werden gegeben. Welche Signale gehen unbeabsichtigt vom Hundeführer aus und verschärfen problematische Situationen? Die Vorgehensweise, wie ein problematisches Team zu schulen ist, steht im Vordergrund.

Oft ist es am Sinnvollsten, zunächst Einzeltraining, dann Übungen in einer intelligent zusammengestellten Kleingruppe und danach erst die Integration in einen normalen Kurs anzustreben. Unter welchen Bedingungen ist die Arbeit mit mehreren Teams noch hilfreich? Wann wird es kontraproduktiv, frustrierend oder sogar gefährlich? Wird das Team angeleitet, mit einem allmählich zu verringernden Abstand von der trainierenden Gruppe auf dem gleichen Gelände zu üben, muss ein zusätzlicher Trainer als Betreuer und Helfer zur Verfügung stehen.

Viele Details sind beschrieben. Zum Beispiel, wie man ein Entspannungssignal antrainiert. Auf Desensibilisierung und Gegenkonditionierung bei ängstlichen Hunden wird eingegangen. Positiv hervorzuheben ist, dass als konditionierter Verstärker nicht pauschal der Clicker, sondern alternativ auch das Lobwort noch Erwähnung findet. Viele Hundeschulen “verordnen” ihren Teilnehmern den Clicker (Knackfrosch). Den mag aber nicht jeder Hundeführer ständig mit sich herumtragen.

Auf nur 78 Seiten eine Menge Stoff!

Problemhunde im Training
Monika Schaal und Ursula Daugschieß-Thumm
80 S., 59 Farbfotos,
ISBN 978-3-8001-5915-4
Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2011.
Gebundene Ausgabe: EUR 19,90

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