Tierschutzhund Lieblingshund

Dieser Beitrag wurde am Donnerstag, 4. Dezember 2025 um 20:24 Uhr veröffentlicht.

DSC_8346bEinschätzen, eingewöhnen, erziehen – vom ersten Kennenlernen bis zur engen Bindung

Eine Rezension von Gudrun Beck, Züchterin der Fox Lions Collies

Die im Tierschutz erfahrenen Autorinnen, die Ihnen von anderen Publikationen und der WDR-Sendung “Tiere suchen ein Zuhause” bekannt sein dürften, informieren in diesem Buch über alles, was man über Second-Hand-Hunde wissen sollte. Was seriöse Tierschutzarbeit bedeutet und beinhaltet, wie Hunde im Tierschutz landen, was mit ihnen idealerweise gemacht wird und wie sie vermittelt werden. Wie man reine Geschäftemacher von echten Tierschutzvereinen unterscheidet, worauf man achten sollte, wenn man sich für die Aufnahme eines Tierschutzhundes entscheidet, welche Erwartungen man haben sollte und was man zu tun hat, um aus dem neuen Familienmitglied den ersehnten Lieblingshund zu machen.

Die leidenschaftlichen Berichte, die vielen gelungenen Vermittlungen und gut ausgehenden Geschichten, verstärkt durch die schönen Fotos, machen Lust auf das Abenteuer Tierschutzhund-Aufnahme.

Dieses Buch sollte von allen, die sich gerade einen Hund anschaffen möchten oder bei denen gerade ein Hund eingezogen ist, gelesen und verinnerlicht werden!

Dabei werden auch Probleme thematisiert und Beispiele geliefert, nicht nur von glücklichen Vermittlungen. Im Kapitel über die Erziehung findet sich folgender sehr ernst zu nehmender Abschnitt von Ursula Löckenhoff: “Unsere drei Kinder haben sich vor allem mit den jungen Pflegehunden viel beschäftigt, haben mit ihnen getobt, gerauft und gespielt. Meine Aufgabe war es, auf die Einhaltung der Spielregeln zu achten und das Spiel zu stoppen, bevor es kippt. In dem Haushalt von Mali-Mix Bente ist das versäumt worden. Bente wurde den Kindern gegenüber übergriffig und kam zurück aus der Vermittlung. Sie hatte einem Kind in den Arm gebissen und nicht mehr losgelassen” (S. 161). Solche vermeidbaren Unfälle gibt es mit Hunden vom Züchter genauso.

Nicht einverstanden bin ich mit der in Tierschutzkreisen üblichen, sehr unkritischen Haltung gegenüber Kastrationen. Da kennt man inzwischen doch Nebenwirkungen, die belastend bis gefährlich sein können, wie z. B. Inkontinenz bei vielen Hündinnen über 20 kg, die sogenannte Babyfellentwicklung bei Langhaarhunden, die zu Filzen und massiv erschwerter Pflegbarkeit führt, gesteigerte Aggressivität bei jung kastrierten Hunden, osteoporoseartiger Knochenschwund.

Widersprechen möchte ich folgender Darstellung von Züchtern während des Corona-Booms: “…Die Anfrage nach beliebten Hunderassen wie Labrador, Malteser und Pomeranian stieg dermaßen, dass sich deutsche Züchter:innen evtl. gezwungen sahen, Welpen dazu zu kaufen. Organisierte Welpenhändler wiederum haben parallel viel zu junge Welpen per Kleianzeigen im Internet angeboten… (S.31).” Kein seriöser Züchter wird jemals gezwungen, mehr Welpen zu verkaufen, als bei ihm geboren werden und aufwachsen! Dass die Wartelisten länger wurden und manch ein Interessent auf den übernächsten Wurf hätte warten müssen, ist mir durchaus in Erinnerung. Auch, dass das Preisniveau deutlich anstieg. Seriöse Züchter sind keine Welpenhändler!

Dieses Buch ist leicht verständlich geschrieben. Das Gendern und die etwas eigenwillige Kommasetzung erschweren das Lesen stellenweise geringfügig. Auch die abschnittsweise Verwendung von brauner statt schwarzer Schrift ist etwas anstrengend, besonders dann, wenn dort der Hintergrund getönt ist.

Ursula Löckenhoff und Simone Sombecki
2025 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
224 S., 310 Farbfotos, 3 Farbillustrationen
ISBN 978-3-440-17339-8
25,00 €

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