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20.12.99 --
Paul Cech
Re: Artgerechte Hundehaltung?!?
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Volker Greulich wrote:
Stimmt. Aber es gibt eben Laufhunde und - wenn Du so willst
- Zughunde.
Einen Greyhound wirst Du kaum vor einen Schlitten hängen
können, geschweige denn, 14 von denen. Ein Alaskan Husky
wird aber nie die Geschwindigkeit eines Greyhounds haben.
Und genau aus diesen Linien wurden die Zughunde gezüchtet.
Nicht nur von Eskimos, Inuits, sondern auch von Indianern,
die im Norden leben/lebten und Weissen, die schon zu guten
alten Klondike-Zeiten Hunde als Zugtiere verwendeten, weil
Pferde die Kälte nicht überstanden. Nord- und
Südpol-Expeditionen können nur mit Hunden durchgeführt
werden.
Wann ist ein Hund ein 'Sportgerät'? Wenn man mit einem Hund,
der laufen und ziehen möchte, vor ein Mountainbike spannt?
Wenn man mit diesem Hund mit einem Bauchgurt joggt? Wenn man
mit Langlaufskiern hinten nach fährt? Wenn man einen
Schlitten dahinter spannt?
Der Hund hat Freude, wenn er mit Herrchen/Frauchen gemeinsam
laufen (und auch ziehen) kann. Egal ob Mountainbike oder
Schlitten.
Der Hund bekommt mehr und mehr Kondition, wird schneller -
irgendwann will man (HF) sich mit anderen messen. Warum
nicht? Macht man doch in der UO auch.
Maico schreibt (wie immer) richtig, dass bei
Schlittenhudnerennen die Reglements so eng sind, dass jeder
Hund, der nur aus Ego-Gründen des HF ziehen muss, sofort aus
der Wertung genommen wird.
Wenn Du Dir einmal z.B. das 'veterinary care manual' des
Yukons Quest anschaust (ca. 250 Seiten), dann würdest Du
staunen. Das sollte man einmal (medizinisch) auf alle
Stadt-Fiffis umlegen.
Sicher nicht. Im Gegenteil (s.o.) Würden nur 10 Prozent des
'veterinary care manual' auf Ortsgruppen-Prüfungen umgelegt,
gäbe es kaum mehr Prüfungen, weil kaum mehr ein Hund
antreten dürfte.
Tradition hat nix mit 'artgerecht' zu tun. Auch ein
Malamute, der in Wien oder Berlin laufen und ziehen will,
soll es doch dürfen! Und auch in Alaska oder im Yukon oder
Sibirien gibt es genug Hunde, die einfach nicht geeignet
sind, vor den Schlitten gespannt zu werden. Und sie werden
es auch nicht. Warum auch? Ein 'schlechter' Hund ist doch
nur ein Störfaktor in einem Team von anderen Hunden. das
heisst aber noch lange nicht, dass diese Hunde dann
'geschlachtet' werden.
Frag lieber, wie es den HF geht, wenn der das 3x macht. Der
ist nicht nur wegen der Statuten weg vom Fenster, sondern
auch bei den Kollegn geächtet.
Vergleiche das einmal mit SchH. Da werden die Hunde oft wie
Tempo-Taschentücher gewechselt.
Nicht wegen 'Schlitten', sondern wegen der extremen
Schwierigkeiten, einen solchen Hund dahingehend zu erziehen,
wie wir Mitteleuropäer uns einen 'erzogenen' Hund vorstellen.
Andi Kauder (wo bist Du eigentlich?) hat einen Husky zu
einem Bergrettungs-Lawinenhund ausgebildet. Sonst kenne ich
kaum einen Husky, der die BGH1 schafft. (übrigens suche ich
gerade für einen Husky einen Platz - die 15-jährige
Besitzerin kommt mit dem 1 1/2-jährigen Hund nicht mehr zurecht)
Noch ein Wort zum Abschluss: Fahre einmal zu einem
Schlittenhunde-rennen und schau Dir das 'desire to go' der
Hunde an: Die sind nicht gedopt, nicht geprügelt - es ist
kein Flucht-verhalten. Es ist Freude.
Du wirst Deine Meinung binnen Minuten ändern. Und noch
eines: Auf keinem Hundeplatz habe ich jemals soviele nette,
freundliche, fröhliche Menschen getroffen, wie bei
Schlittenhunde-Rennen. Da ist kaum wer mürrisch, verärgert.
da wird gefeiert, gescherzt - aber ___immer___ erst, nachdem
die Hunde bestens versorgt wurden. Versorgt heisst: Warme
Suppe, Futter, Pfoten-Pflege, genaues Checken eventueller -
auch kleinster - Verletzungen + Behandlung, Streicheln,
Schmusen, warten, bis die Hunde ruhig sind, sich
zusammenrollen....erst dann wird ein Bier getrunken. Niemals
vorher! (da kann Dir die Zunge am Gaumen kleben - Hölle! Das
einzig Negative an diesem Sport ;-))
Herzliche Gruesse
Paul
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