Hunde.com Startseite Wildemann. Natur erleben im Harz
Google
   Home - Hunderassen - Züchter - Urlaub - Magazin (Archiv) - Kleine Hundeschule - Belana's Tagebuch - Gästebuch - Hundeforum (Archiv) - Impressum




16.12.00 -- Me + Bär

RE: ängstlich














Hallo Britta,

: Wir haben schon mal vermutet, daß er deswegen so
:ängslich ist, da es in seinen ersten Wochen total ruhig
:war.

Da vermutet ihr ganz richtig, er hat die Umweltsozialisation versäumt!
Wann (in welchem Alter habt ihr den Hund bekommen?

:Am Anfang haben wir ihn immer getröstet, wenn er Angst
:hatte und versucht ihn zu dem Gegenstand zu locken, so daß
:er daran schnüffeln konnte. Die Angst vor den Gegenständen
:ist davon aber nicht weniger geworden.

Trösten war leider FALSCH (aber das habt ihr sicher schon selber bemerkt), Eure tröstenden, beruhigenden Worte, haben sicher erreicht, dass der Hund für die Unsicherheit bestätigt wurde: Entweder, weil die Stimme genauso wie Lob klang oder weil sie mitleidig klang, was nichts anderes für den Hund bedeutete als "ja, du hast schon ganz recht, hier stimmt was nicht"...
Auch das Locken ist oft der verkehrte Weg, hier ein Beispiel: Meiner hat nie gelernt über eine Brücke übers Wasser zu gehen, in der Spalten sind, so dass er das Wasser sehen konnte, wenn er nach unten sah. Als ich mit ihm das erste mal über eine solche Brücke wollte habe ich auch zwei Fehler gemacht; er war schon ein viertel über die Brücke, als er nach unten sah und plötzlich alle vier Beine in den "Boden" stemmte. Ich habe auch versucht ihn zu mir zu locken und habe dadurch nur erreicht, dass er bemerkt, dass ich einen Riesenaufstand veranstaltete, er stemmte sich nur noch mehr in die Leine. Der zweite Fehler war, dass ich dann nicht wußte, was ich weiter tun sollte und einfach umgekehrt bin und die Brücke ausgelassen habe :-((
Vor kurzem hab ich es dann nochmal in Angriff genommen (Monate später): Auf die Brücke zu, auf die Brücke drauf, Klappe halten, einfach weitergehen, Hund bemerkt das Wasser, will anfangen zu stemmen, ich ging einfach weiter, er schaut mich an, ich sage nix, er folgt mir - immer nach dem Motto: Na wenn sie geht ist es wohl ok.

Versuch das mal in der Wohnung: Raschel mit Tüten, wann immer du rascheln mußt und zwar nicht extra leise, aber auch nicht extra laut - einfach normal.
Sauge die Fußböden, wann immer Du magst und laß den Hund dabei dort wo er ist (bring ihn nicht in einen anderen Raum), wenn er abhauen will, dann lass ihn.
Tu einfach alles was im Haus normal ist und nehm keine Rücksicht auf den Hund, benimm Dich so als wäre alles normal (ist es schließlich auch).
Zwinge ihn allerdings NIE, sich dem Reiz (Geräusch, Gegenstand) mehr auszusetzen, als er ertragen kann. Wenn er nicht mehr kann, wird er sich von selber entfernen.

:Draußen hat er keine Angst, aber da gibt es ja auch keine
:Freßtüten (seine größten Feinde), Besen, Kisten, Stühle
:usw.

Ich vermute, dass Ihr durch Eure Rücksichtnahme seine Ängste ziemlich kultiviert habt.
Sollte das oben genannte Programm nicht ansprechen, dann versucht mit einem (am besten Verhaltenstherapeutischen) Tierarzt über die Schwere des Problems zu sprechen, denn wenn es schon ne handfeste Psychose ist, müßt ihr evtl zu einer Verhaltenstherapie Psychopharmaka geben, um ihm solche Situationen erst mal zu erleichtern.
Wie gesagt, ich bin nicht für die chemische Keule ab sofort, aber es sollte in Betracht gezogen werden, wenn das Verhalten schon so festgefahren ist, dass über die oben genannte Methode gar nichts mehr geht....

:Wenn wir einen anderen Hund sehen, der auf uns zu kommt,
:legt er sich platt auf den Boden, bis der Hund bei ihm ist
:und dann springt er auf und beschnüffelt ihn freudig (bei
:einer Hündin) oder angespannt und knurrend (bei Rüden).

Er lauert, das finde ich nicht so toll, würde er auf meinen Rüden so zukommen, gäbe es wahrscheinlich handfesten Ärger ;-)

:Es ist schon ein paar mal vorgekommen, daß er sich auf
:andere Hunde draufgeschmiessen hat, er hat dann geknurrt
:und sie durften sich nicht mehr bewegen. Das meinte ich
:mit dominant.

Hat für mich nix mit Dominanz zu tun: von einem dominanten Hund kommen solche Unterwerfungsaktionen im Regelfall nicht, sie haben es nicht nötig. Man sieht es meist schon am Ausdrucksverhalten und der Mimik, aber kaum sind körperlicher Einsatz oder ähnliches von Nöten um die Stellung dieser Hunde zu verdeutlichen.
Ich sehe das eher als Rüpelverhalten (meiner ist übrigens auch so ein Kaliber, bei Älteren absolut zurückhaltend, bei Mädels charmant, bei gleichalten Rüden rüpelig=weil unsicher und Jüngere werden auch ziemlich gnadenlos unterworfen, da kann mans ja machen) Nichts desto Trotz: Verletzen würde er auch nie (nicht bei Ritualisierung).

: Wenn wir andere Rüden treffen und beide Hunde sind ohne
:Leine, geht alles gut, wenn ich und der andere Besitzer
:nicht in der Nähe sind. Wenn aber einer seinen Hund
:festhält flippt mein Hund sofort aus und stürzt sich auf
:den anderen. Er hat aber noch nie einen anderen Hund dabei
:verletzt.

Daran solltet ihr arbeiten!!! Grade wenn der andere an der Leine ist, sollte er auf KEINEN Fall angreifen: Der andere fühlt sich extrem stark bedroht und aus sowas wird meist ein Ernstkampf....
Also: Entweder auch anleinen (also rechtzeitig zurückrufen) oder absitzen, abliegen oder fuß gehen lassen...

Ich drück Dir jetzt auf jeden Fall die Daumen, damit ihr das Angstverhalten so schnell wie möglich in den Griff bekommt!!! Es ist auf keinen Fall aussichtslos, wenn Du auch damit rechnen mußt, dass eine Geräuschempfindlichkeit sicher latent vorhanden bleibt (aber sicher kann man sie ganz stark abmildern)...

Liebe Grüße,
Me + Bär
Thema: ängstlich


 
Copyright 1996-2020 Thomas Beck