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10.10.01 -- Claudia Seidel

RE: Dobiwelpe hat wahnsinnige Angst vor Menschen!














Hi Tina,

meine Hündin war ca. 11 Wochen alt, als sie zu uns kam. Vorher wurde sie von Menschen schwer misshandelt und dementsprechend verfiel sie in Panikattacken wenn sie nur einen Menschen sah, die Entfernung zu ihm spielte keine Rolle. Sie hat sich sehr an unserem gelassenen Rüden orientiert, war dann irgendwann auch mal nett zu uns, aber mehr auch nicht. Und ohne den Rüden war sie nichts, er war ihre seelische Krücke. Also habe ich sie so oft wie es nur ging ohne ihn mitgenommen damit sie lernen kann selbstständig zurecht zu kommen und sich auch mehr an uns bindet. Und ich habe meinen Alltag ganz normal wie gehabt gestaltet, sie ohne Rücksicht überall hin mitgenommen, so wie ich es mit allen anderen 'normalen' Hunden auch immer getan habe. Eigentlich hat sie während der zeit ihre Tagesration Futter nur unterwegs bekommen. Immer wenn ich einen Menschen kommen sah, habe ich der Kleinen noch bevor sie anfangen konnte ihre Panik zu zeigen, Futter gegeben. Wenn sie aber schon mit Zittern oder ähnlich reagiert hat, habe ich nichts gegeben, denn mir war das Risiko zu groß, dass sie es dann als Belohnung für ihr Verhalten hätte ansehen können, was die ganze Sache nur noch schlimmer gemacht hätte. Ich bin in solchen Situationen augenscheinlich megagelangweilt einfach mit ihr weitergegangen, kein trösten, kein streicheln, kein gut zureden. Das Leckerli gab es dann eben erst nachträglich als sie sich wieder beruhigt hatte. Mit der Zeit fand sie Menschen zwar immer noch nicht toll, aber sie trat zumindest keinen fluchtartigen Rückzug mehr an. Damit war ich dann schon hochzufrieden. Bis sie älter wurde, und satt zu flüchten nach vorn auf die Leute losging. Da hatte der 'Spaß' dann schlagartig ein Ende, denn das konnte und wollte ich so nicht dulden (zumal einem 'Listenhund' ja noch weniger verziehen wird als anderen). Ab da habe ich auf ihr zartes Seelenleben gar keine Rücksicht mehr genommen, sondern Unterordnung verlangt, wie bei meinen anderen Hunden, vielleicht sogar noch ein bisschen genauer... Mein teilweise schlechtes Gewissen ihr gegenüber war überhaupt nicht nötig, im Gegenteil. Durch die Forderungen die ich nun an sie stellte, blühte sie richtig auf und wurde zusehends selbstsicherer, auch ohne ihren Rüdenkumpel. Selbst wenn sie in Zukunft aus welchem Grund auch immer mal überreagieren würde, sie würde in jeder Situation auf das hören was ich ihr sage. Sie hat sich zu einem sehr zuverlässigen Hund entwickelt, obwohl sie niemals Vertrauen zu fremden Menschen haben wird, dafür sitzen ihre Erfahrungen zu tief. Aber es hat unendlich viel Zeit und noch viel mehr Nerven und Geduld gebraucht, bis wir das geschafft haben... Nämlich von ihrer ca. 11 Lebenswoche bis vor Kurzem mit etwas über 2 Jahren. Erst jetzt kann ich wagen zu behaupten, wir haben das Gröbste hinter uns und fangen ein Zusammenleben mit ihr jetzt erst richtig an.

Wenn du unendlich viel Geduld hast, immer konsequent bist (feste Regeln sind für unsichere Hunde das Allerwichtigste)
und dich von Rückschlägen nicht erschüttern lässt, wirst du ihr helfen können, ein einigermaßen angstfreies Leben zu leben. Das ist eine große Herausforderung, aber wenn man sieht, wie der Hund Stück um Stück freier wird, spielt die zeit die man dafür brauchte keine Rolle. Man ist einfach nur stolz auf seinen Hund ;-)

Gruß, Claudia
Thema: Dobiwelpe hat wahnsinnige Angst vor Menschen!


 
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