RE: Verzweiflung mit Tierheimhund und Schleppleine... (sehr lang, sorry!)

Hi Barbara,

mein Ersthund war ein Straßenkind aus dem Süden, die massive Probleme mit "Hier" hatte. Als leidgeprüfter Halter denke ich, daß Du grundsätzlich auf dem richtigen Weg bist. Du hast den Hund noch nicht sooo lange und das Alter ist ausgesprochen schwierig. Konsequent weitermachen und auf den Faktor Zeit setzen. Die Reaktion bei Fahrradgängen läßt auf eine positive Entwicklung hoffen.

Der Charakter Deines Hundes scheint ein "Choleriker" zu sein wie Lind es beschreibt. Bei solchen Hunden dauert es sicher länger, vor allem wenn in der wichtigen Jugendzeit die Erziehung ausfällt. Sie sind aber auch zu den besten Ergebnissen fähig, da gehe ich mit Lind konform.

"Langsam" habe ich am Rad geübt. Dabei hielt ich eine kurze Leine zweimal um die Handgeschlungen, aber so, daß durch Öffnen der Hand und nach unten Zeigen der Handspitzen die Leine sofort abfiel.

Es hat übrigens 2-3 Jahre gedauert, bis mein Hund zuverlässig wurde, aber ich war ja auch blutiger Anfänger und mein Hund hatte in der Prägezeit nie die Chance, mit Menschen zusammenzuarbeiten.

Folge Deiner Intuition und den Signalen Deines Hundes. Das ist sicher besser als nach einem strengen Plan. Das nötige Hintergrundwissen scheinst Du ja aus der Literatur zu haben. Ich persönlich fische mir aus jedem Buch den einen oder anderen Aha-Moment, der mich eine Situation besser verstehen läßt. Altvater Lorenz verdanke ich meinen ersten soliden Baustein in der Erziehung: wenn der Hund Probleme mit dem Appell hat muß er auf "Bleib" trainiert werden. Es muß eine Gnade für ihn sein, zum Besitzer zu kommen. Also alles nur noch mit "Bleib" und anschließendem erlösenden "Komm", z.B. Futter, Spielen etc. Bei uns hat es gewirkt. Ich hatte übrigens die Hoffnung schon aufgegeben, meinen Hund jemals ohne Leine laufen lassen zu können.

LG

Barbara + Imara

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