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10.04.01 -- SteffiK

RE: erziehung des hundes aus meiner sicht (lang) moon














Hi Moon,

freut mich auch, dass du meinen Beitrag gelesen hast. Vielleicht hätte ich dazu schreiben sollen, dass ich zu den "Clickerern" gehöre und mittlerweile immer stärker der absolut gewaltfreien und körperlosen (im Sinne von nicht erziehungsgerichtet anfassen) aber nicht minder konsequenten, souveränen und autoritären Erziehung anhänge. Das heißt jetzt nicht, dass ich mir von meinen Hunden auf dem Kopf herumtanzen lasse. Auch meines Erachtens gibt es Situationen, wo gerade ein aufmüpfiger Junghund seine Grenzen braucht und habe bisher einen Alphawurf bei Peggy (16 Monate) machen müssen; ich denke aber, in der Team-Arbeit mit Hund braucht es keine Strafe, keine negative Verstärkung, kein Meideverhalten.
Das Fußlernen von Peggy hat bis zur Signaleinführung etwa drei Tage gedauert. Jetzt arbeiten wir an diesem Signal unter den verschiedensten Bedingungen, aber immer so, dass sie es auch erfüllen kann, wenn ich es gebe. So wird es immer zuverlässiger.
Du hast recht, ich arbeite nur mit "weiß", du mit "schwarz-weiß". Oder beim Spiel Blinde Kuh: Ich arbeite nur mit "warm", du mit "warm und kalt".
Du schreibst, für das Spiel würde dein Hund alles tun. Wozu dann negatives Verhalten bestrafen? Ist das Nicht-Spielen (das fehlende Leckerli, das Nicht-Schnüffeln-Dürfen, das Nicht-zum-anderen-Hund-laufen-dürfen) nicht schon "Strafe" genug? Er möchte etwas haben, aber das gezeigte Verhalten hat ihn nicht zum Ziel gebracht. Natürlich ist das gewünschte Verhalten am Anfang Zufall. Aber es wird bestärkt, wird also öfter gezeigt. Wenn der Befehl sitzt, bestärkt man seltener. Zwischendurch gibt es mal eine besonders tolle Belohnung. Das ist wieder das Prinzip vom Spielautomaten. Auch der Hund wird sehnsuchtsvoll auf seinen Jackpot hoffen. Ein Beispiel von unserem Filou: Unsere Gartentür schließt manchmal nicht richtig. Obwohl sie manchmal wochenlang verschlossen bleibt, stürzt er, wenn er etwas interessantes entdeckt, an die Tür, nimmt öfter Anlauf, springt dagegen... und vielleicht einmal alle 6 Wochen geht sie auf... sein Jackpot! Dieses "an-die-Tür-springen" zeigt er mit einer Beharrlichkeit, die mir immer wieder zeigt, dass dieses Lernen das erfolgreichste ist, das man anwenden kann. Viele Hunde, die einmal Erfolg bei der Jagd hatten, zeigen ihr Leben lang Jagdverhalten - mal ganz abgesehen vom Trieb.
Es wird also positiv abgesichert, nicht negativ!
Positive Erziehung muss nicht unbedingt heißen, dass man länger braucht. Aber auch wenn es bei manchem Verhalten länger dauert, bin ich der Überzeugung, dass ein Verhalten, dass über positive Bestärkung gelernt wurde, konsequenter und besser beherrscht wird als ein Verhalten, das über Meideverhalten trainiert wurde. Ein Meideverhalten am Leben zu erhalten, heißt, es dem Hund auch gelegentlich in Erinnerung zu rufen, eventuell auch zu verstärken. Ergo: Erst Leinenruck, dann Leinenruck mit Würger, dann mit Stachel... natürlich (hoffntlich) übertrieben! (BTW: Wie viele Hunde gibt es, die "eigentlich ganz gut hören"? :-))

Dann zu dem Beispiel mit dem Wasserlassen (ich nehme übrigens natürlich nicht übel, wenn du irgendwo anderer Meinung bist!!): Du schreibst
"korekt ist denn Hund nicht zu bestaffen wenn man weiß er ist noch nicht stubenrein und er hat in die Wohnung gemacht weil der Hund kann nichts dafür"
... und genau das ist es doch: Z.B. wenn ich Platz mit "auf die Leine treten" beibringe. Der Hund weiß doch gar nicht, was er machen soll, was das Wort bedeutet, wieso plötzlich, wenn der Laut "Platz" kommt, er unangenehm nach unten gezogen wird. Natürlich kommt es dann dazu, dass der Hund den Laut "Platz" hört und - um das unangenehme Ziehen am Halsband zu umgehen - sich hinlegt. Mal ganz eng gesehen "bestrafe" ich den Hund also schon, obwohl er doch gar nicht weiß, was er tun soll. Er kann doch nichts dafür! Mit Peggy arbeite ich gerade am Platz. Ich warte also geduldig, bis sie sich hinlegt, auch wenn es zufällig ist, und bestärke es. Sie will natürlich noch ein Leckerli und bekommt wieder eins, wenn sie sich hinlegt. Und dann geht es weiter wie beim Fuß - und wenn ich darauf wetten könnte, dass sie sich jetzt hinlegt, gebe ich dazu das Signal. Dann gibt es das Leckerli nur noch auf den Befehl "Platz". Dann für besonders schnelles Platz... etc ;-)

Am Ende schreibst du, "man sollte die Hunde lieber selber machen lassen" - gefällt mir gut ;-))) genau so arbeite ich jetzt mit Peggy. Und hätte ich es schon früher gewusst, wie gut das klappt, hätte Filou bestimmt auch schon besser und schneller gelernt, er war nämlich unser Ersthund. Mit ihm arbeite ich zur Zeit nur an unserem Verhältnis - und wenn wir wieder ein Team geworden sind, fangen wir auch wieder mit der "hohen Schule" an.

Das ist aber jetzt seeeehr lang geworden!

Liebe Grüße
Steffi mit -"heute haben wir gefaulenzt"-Peggy und -"ich hab den ganzen Tag gut auf alle aufgepasst"-Filou
Thema: erziehung des hundes aus meiner sicht (lang)


 
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