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16.08.00 -- Sangus

RE: Überzüchtete Hunde - eine Lanze für Daniela














Also Leute - nun mal ganz sachte:

Zunächst einmal muß ich eine Lanze für Daniela brechen. Wenn sie schreibt, daß 'schwer geistig behinderte Menschen gar ganz legal sterilisiert oder mit entsprechenden triebvermindernden Medikamenten behandelt (werden)', dann spricht sie ganz sicher von Behinderungen, die es diesen Menschen unmöglich machen, Kinder aufzuziehen und auf das Leben vorzubereiten. Nach meiner Einschätzung muß man schon ein wenig borniert sein, um aus diesem Statement eine menschenverachtende Gesinnung herauszulesen, denn hinter dieser Interpretation steckt ja vermutlich die Überzeugung, daß ein Leben als - womöglich schwerbehinderter - Vollwaise (denn diese Kinder wären aufgrund der elterlichen Behinderung quasi von Geburt an Vollwaisen) erstrebenswerter und auch moralisch höherwertiger wäre als das 'Schicksal', gar nicht erst geboren zu werden.

Hinter dem Ursprungs-Posting von Gina und auch dem Beitrag von Daniela steckt - ganz im Gegenteil zu den jüngsten Vorwürfen von Steffi, Teresa und Ela - eine Frage, die im Grunde von erfreulich hoher moralischer Sensibilität zeugt: Wieviel (in diesem Falle tierisches) Leid darf der Mensch im Rahmen seiner Lebensgestaltung als (wenigstens in Grenzen) frei handelndes und damit der Moral verpflichtetes Wesen verursachen? Wieviele Affen müssen bzw. dürfen in Tierversuchen einen qualvollen Tod sterben, bis das Mittel gegen Aids gefunden wird? Welches Ausmaß dürfen Massentierhaltung und Tiertransporte annehmen, um möglichst allen Menschen den Verzehr von Fleisch zu möglichst billigen Preisen zu ermöglichen? Und welche - offenkundig oder subtil - lebenserschwerenden Eigenschaften darf man Hunden anzüchten, um des Menschen Wunsch nach bizarrer Ästhetik oder Extravaganz zu erfüllen?

Ich muß sagen, daß mich diese Frage auch schon häufiger beschäftigt hat. Sie ist in vielen Bereichen (z.B. Tierversuche) ungeheuer schwer zu beantworten und sollte eigentlich möglichst häufig Gegenstand von Auseinandersetzungen sein. Angesichts mancher Hunderassen glaube ich nun allerdings auch, daß diese Frage relativ leicht zu entscheiden ist. Diese bedauernswerten Tiere (kenne mich leider in den Rassen so gut wie überhaupt nicht aus), die so viele Falten haben, daß sie aus der Sicht des Laien aussehen, als hätten sie durch eine üble Laune der Natur Haut für zwei Hunde abbekommen, dienen offenkundig einem Bedürfnis nach Originalität oder einem sehr exotischen Verständnis von 'Schönheit', das sich vermutlich ohne nennenswerte Einbußen an Lebensqualität auch durch die Anschaffung von nicht-lebenden Statussymbolen (wie z.B. Artefakte der bildenden Kunst) befriedigen lassen könnte. Dasselbe gilt m.E. sinngemäß für alle weiteren Züchtungsmerkmale, die sich unter der Überschrift 'Ästhetisches Design' (kurze Hinterbeine, deformierte Atemorgane und was es da sonst noch an Skurrilitäten zu geben scheint) zusammenfassen lassen und dazu führen, daß den Tieren quasi von Geburt an das Leben schwer gemacht wird. Die Forderung nach einer Reglementierung der Hundezucht, die diese Aspekte berücksichtigt und die genannten menschlichen Bedürfnisse zugunsten der Tiere zurückstellt, müßte daher eigentlich von jedem befürwortet werden, der nicht nur Hundeliebhaber, sondern auch (und vor allen Dingen) Tierfreund ist.

Gruß
Sangus
Thema: Überzüchtete Hunde


 
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