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17.07.01 -- Cessi

RE: Der Dackel beißt und beißt ... (lang)

der "Grausam" in Aktion

 














Hallo Andrea,

wenn Du wirklich Hilfe suchst und es Dir nicht nur darum geht, Deine bisherigen Erziehungsmethoden zu rechtfertigen, hier noch mal ein Versuch, Dich zum Umdenken und der Änderung DEINES Verhaltens zum Wohle des Hundes zu bewegen :

Wenn ich richtig gelesen habe, legt er dieses Verhalten nur im Kreise Eurer Familie (einschl. der Eltern) in ganz bestimmten Situationen an den Tag, "draußen" scheint er ein relativ umgänglicher Hund zu sein, der offenbar auch nicht zu Raufereien mit anderen Hunden neigt, da du davon nichts geschrieben hast.

Wenn ein gesundheitliches Problem ausgeschlossen werden kann, könnte es sich um einen sog. OPPORTUNISTEN handeln, der im Laufe der Jahre seine Stellung durch eine fehlende Rangordnung in der Familie ständig verbessert, bzw. erhöht hat. Er hat gelernt, durch dieses Verhalten sich bestimmte Vorteile zu verschaffen, bzw. seinen Willen durchzusetzen.

Er ist also vermutlich weder dominant noch ein Angstbeißer und kann mit den üblichen Erziehungsmitteln nicht behandelt werden. Bei ihm ist der "Opportunismus" offenbar anerzogen, wahre Opportunisten sind selten. Und doch hatte ich einmal einen solchen Dackel, der nicht zu Unrecht den Beinamen "der Grausam" trug. Bereits beim Züchter stürzte er sich wütend auf meinen klappernden Schlüsselbund, (während die anderen Welpen die Flucht ergriffen), um hineinzubeißen, weil er sich GESTÖRT fühlte !

Dieses Verhalten hat er sein ganzes Leben beibehalten, während er bei für ihn "unwichtigen" Befehlen (Sitz, Platz, Komm, etc.) ansonsten aufs Wort gehorchte. (Wie Wutzl !!) Ich mußte also sehr schnell lernen, seine Kampfstimmung RECHTZEITIG zu erkennen und sein Mienenspiel richtig zu deuten, um ein Hineinsteigern in die Aggression konsequent und OHNE "Theater" zu verhindern. Auch ein Dackel beißt niemals unmotiviert, es ist immer eine ganz bestimmte Situation, in der er zunächst alle Muskeln anspannt, die Augen werden heller und funkelnd, Lefzen hoch, Grollen oder Brummen, Ohren angeklappt und dann Attacke !

Strafen bringt bei einem opportunistischen Hund in diesen Situationen gar nichts; es sollte auch dringendst vermieden werden, daß es überhaupt zu solchen Konfrontationen und damit Machtkämpfen zwischen Hund und Halter kommt. Und vor allem ihm nicht die Möglichkeit zum Zubeißen geben ! Im Gegenteil, er wird dadurch nur noch aggressiver und wird es dann immer wieder tun.

Also weg mit Maulkorb und anderen Zwangsmaßnahmen ! Wenn man ihn z.B. von der Couch herunterhaben will, WORTLOS ein Kissen o.ä. nehmen und ihn damit herunterschubsen oder mit einem Besen unter den Möbeln "herausstauben" und ihn anschließend TOTAL ignorieren, bis er von selbst wieder hervor kommt, um Aufmerksamkeit zu erlangen, was das erklärte Ziel eines Dackels ist. Und das ist ihm bis jetzt mit SEINEN Methoden ja immer gelungen.
Aber Vorsicht, wenn er kommt, ihn nicht überschwenglich loben, sondern ihn nur freundlich zur Kenntnis nehmen, alles muß in äußerster RUHE und mit einer überzeugenden Körperhaltung Deinerseits geschehen, damit er endlich begreift, WER hier der Boß ist ! IGNORANZ ist die schlimmste "Strafe" für einen Dackel !

Dieses Problem tritt leider bei Dackeln häufiger auf, die aufgrund ihrer Größe und ihres Aussehens in der Jugend dermaßen verwöhnt und alle Unarten toleriert wurden, daß sie im Erwachsenenalter bei ihrer Neigung zum Größenwahn leicht bereit sind, ihre soziale Stellung im Familien-Rudel mit diesen Attacken zu verbessern.

Mir ist aufgefallen, daß nichts über Spaziergänge erwähnt wurde, er ist vermutlich auch "unterbeschäftigt" oder nicht ausgelastet, so daß er u.U. auch aus diesem Grunde sein eigenes "Vergnügen" innerhalb der Familie sucht. Auch ein Dackel sollte mindestens eine halbe Stunde am Tag frei laufen und toben können. Ein Herzproblem ist hier ebenso wenig ein Hindernis wie bei meinen beiden Dackelinen, die mit 9, bzw. 11 Jahren, trotz überstandener Dackellähme nicht einmal mit einem Fahrrad einzuholen sind. Ein Hund weiß sehr genau, wieviel er sich zumuten kann !

Auch ein Problemhundekurs bringt ABSOLUT NICHTS, er wird sich hier vermutlich relativ "zivil" verhalten; (opportunistische Hunde sind meistens ganz besonders intelligent !) - außer anfänglichem Imponiergehabe gegenüber anderen Hunden. Er hat ja auch keinen Anlaß, sich den Anordnungen eines Trainers, die ihm im weitesten Sinne die Arbeit ersetzen, die er BRAUCHT, zu widersetzen. Zu Hause wird er jedoch sein bisheriges Verhalten fortführen !

Also noch mal : Hier hilft nur Ignoranz dieses unerwünschten Verhaltens und ebenso sollten Zuwendung und Beachtung eingeschränkt werden, bis er begriffen hat, daß Annehmlichkeiten oder Vorteile nur durch eine demütigere Haltung erzielt werden können. Diese Maßnahmen führen mit Sicherheit zum Erfolg, sie müssen nur KONSEQUENT und mit viel Geduld umgesetzt werden. Und dies gilt ausnahmslos für die GANZE Familie !!!!

Viel Glück, daß Ihr doch noch zu einer harmonischen Mensch-Hund-Beziehung findet, die BEIDEN gerecht wird !

Freundliche Grüße

Cessi
Thema: Er beisst bei den Eltern


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