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Hallo Pit,
weißt Du, ich habe leider zu viele Hunde gesehen, die durch diese "im-Welpenalter-lernt-er-schnell"-Ausbildungsmethode in füher Jugend einfach platt gemacht wurden und heute kaum noch zu motivieren sind, Übungen freudig auszuführen.
Wie Du weißt, bin ich ebenfalls Ausbilder. Ich fange bei einem jungen Hund auch nicht mit der Erziehung auf dem Hundeplatz an, mache das erst nach der Zahnung, also so in etwa mit 6-7 Monaten. Das natürlich zu Hause eine Grunderziehung stattfinden muß, steht außer Frage. Dazu gehören aber für mich Stubenreinheit, vernünftiges Gehen an der Leine, Folgen ohnen Leine, Beziehungsspiele mit dem Hundeführer, gegen das Jagen angehen, das Fressen von irgendwelchem herumliegenden Müll unterbinden, u.s.w.... Nicht dazu gehören für mich bei-Fuß-gehen, Sitzen bleiben, "Platz", eben alle Befehle und Übungen, die später auf dem Hundeplatz stattfinden und bei denen ich mir sicher sein muß, daß sie später, auch zu Hause, schnell, zuverlässig und FREUDIG ausgeführt werden müssen.
Was ich in diesem alter VIEL WICHTIGER finde, ist eine richtige Sozialisierung mit Artgenossen. Die kann mn nämlich, im Unterschied zu "Sitz" und "Platz" später nicht mehr nachholen.
Gut, ich nenne Dir auch gerne die Gründe, warum ich mit den Übungen auf dem Hundeplatz erst mit 6-7 Monaten anfange:
1. Der Hund hat eine gewisse geistige Reife, er kann sich über einen gewissen Zeitraum konzentrieren und das Vertrauen zwischen Mensch und Hundeführer sollte zu diesem Zeitpunkt schon sehr gefestigt sein, vorherige Beziehungsspiele vorausgesetzt.
2. Meine Ausbildung ist sehr spiel- und beuteorientiert. Ich baue also sehr viele Zerrspiele, ausgelassenes Toben, sehr schnelles Beutebestätigen ein. Dafür braucht der Hund ein ausgewachsenes und belastbares Gebiß. Schmerzen, wie sie während der Zahnung auftreten, kann ich da nicht gebrauchen.
3. Ein etwas älterer Hund verzeiht besser Fehler. Ein Welpe lernt sehr schnell, das ist richtig. Aber er lernt auch sehr schnell etwas Falsches. Und das ist bei einem Hunde-Anfänger nunmal vorprogrammiert, da kann der Ausbilder noch so gut sein.
4. Ich umgehe die Gefahr der Überforderung, die bei einem Welpen ungleich größer ist als bei einem Junghund.
5. Ein 4-5 Monate alter Hund ist in der Regel rein physisch nicht in der Lage die geforderten Übungen korrekt auszuführen. Ich muß also zwangsläufig Abstriche im Bereich Schnelligkeit und Korrektheit machen. Der Hund lernt also die Übungen erstmal falsch. Später versuche ich dann mehr Schnelligkeit und Korrektheit hineinzubringen. Warum sollte ich dem Hund die Übungen erst einmal falsch beibringen und später mühsam die Fehler rausarbeiten?? Ist zum einen für mich doppelte Arbeit, zum anderen ist es für den Hund eine ungleich höhere Belastung.
6. Ich kenne keinen Hund, den es geschadet hat, wenn er mit der Arbeit auf dem Hundeplatz ein paar Monate später begonnen hat. Ich kenne aber genug Hunde, die zu früh begonnen haben und die bis heute mit dieser Überforderung kämpfen.
Das sind nur ein paar Gründe, mag auch sein das wir hier wieder über unterschiedliche Dinge reden. Ich möchte aber einen Hund haben, der mir seine 100%ige Aufmerksamkeit schenkt, die Arbeit freudig und korrekt ausführt und ein gemeinsames Arbeiten FORDERT. So etwas zu erreichen ist aber unmöglich, wenn ich schon von Welpenalter an um die Aufmerksamkeit des Hundes buhlen muß. Wenn ich mit meinem Hund arbeite, dann muß mir zeigen, das er lernen WILL und auf gar keinen Fall irgendwas verpassen möchte. Wird er zunehmend unaufmerksam oder muß ich versuchen ständig Aufmerksamkeit zu erregen, tja, dann habe ich irgendwas falsch gemacht. Dann ist der Hund entweder überfordert, ohne ich bilde falsch aus. Desinteresse in der Hundeausbildung DARF gar nicht vorkommen. Ich kenne sie auch nicht, weder von meinem Hund, noch von den Junghunden die ich aufbaue. Sie tritt nur bei den bereits "verkorksten" Hunden auf, die in früher Jugend überfordert wurden.
Viele Grüße
Sören
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