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16.08.00 -- Sangus

RE: Überzüchtete Hunde - eine Lanze für Daniela / an Steffi














Hallo Steffi,
aus irgendeinem Grund haben wir uns jetzt grottenfalsch verstanden - vermutlich habe ich mich einfach zu verschraubt ausgedrückt. Da ich durch dieses Mißverständnis nun allerdings in eine Ecke gerate, mit der ich beim besten Willen nichts gemein habe, muß ich zur Richtigstellung (und vor allen Dingen zu meiner Ehrenrettung) an dieser Stelle ein kleines bißchen ausholen (Gudrun und die Webmaster mögen mir - wie schon so oft - verzeihen).

Moni hat in ihrer Reaktion auf das erste Posting dieses Fadens von Gina für Toleranz gegenüber unterschiedlichen Geschmäckern bei der Wahl der Hunderasse plädiert mit dem (wie von Daniela richtig bemerkt) grundsätzlich problematischen und in diesem Zusammenhang auch inhaltlich unpassenden Vergleich mit menschlichen Schönheitsfehlern. Daniela hat dann darauf verwiesen, daß (ich zitiere:) '*schwer* geistig Behinderte ... *legal* sterilisiert oder mit entsprechenden, triebvermindernden Medikamenten behandelt (werden).' Dieser Hinweis von Daniela war - nach meinem Verständnis - als Hinweis darauf gedacht, daß auch in Fragen elementarer menschlicher Grundrechte unter besonderen Umständen durch den Gesetzgeber Ausnahmeregelungen vorgesehen sind, die die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken und, unter eben diesen besonderen Umständen, auch unmöglich machen. Daniela hat *keinesfalls* (und das geht aus ihrem Posting nun wirklich zweifelsfrei hervor) für eine Zwangssterilisierung aller Behinderten plädiert, sondern lediglich darauf hingewiesen, daß es unter genannten besonderen Umständen bereits (gesetzliche!) Regelungen gibt, die die Fortpflanzung in genannter Weise reglementieren.

Mir ist nun die von Daniela angesprochene Gesetzeslage im Detail nicht bekannt. Da ich allerdings Vertrauen in unsere Rechtsstaatlichkeit und die sorgfältige Abwägung des Gesetzgebers bei einem derart einschneidenden Eingriff in die Grundrechte des Bürgers habe, gehe ich davon aus, daß sich eben diese(s) Gesetz(e) auf Menschen beziehen, die aufgrund ihrer geistigen Behinderung selbst nicht ohne fremde Hilfe zu Leben imstande und nachweislich nicht in der Lage sind, eigenständig Kinder großzuziehen. *Das* meinte ich, als ich von 'Vollwaisen' sprach, denn diese Kinder hätten faktisch keine Eltern, die sich nach der Geburt um sie kümmern und sie bis zur Entlassung in ein selbständiges Leben begleiten können. Ich halte es weiterhin für *ausgeschlossen*, daß diese Gesetze ebenfalls auf Menschen anwendbar sind, die zwar unheilbare und die Lebensqualität mehr oder minder beeinträchtigende Erbkrankheiten haben, aber im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind und die (möglichen oder sicheren) Folgen der Realisierung eines Kinderwunsches kennen und diese demzufolge bei ihrer Familienplanung berücksichtigen können.

Wenn man nun die Ansicht vertritt (was ich - womöglich irrtümlich - bei Dir und den anderen beiden vermutet habe), daß man auch den in o.g. Sinne schwer geistig behinderten Menschen die Fortpflanzung ermöglichen sollte (was unvermeidlich die Waisenhäuser füllen würde), dann wäre das nach meiner Einschätzung nur dadurch zu erklären, daß man eine kompromißlos-radikale (und nach meiner Einschätzung eben bornierte) Einstellung der Art 'Leben um jeden Preis' vertritt - vergleichbar mit der Fundamentalposition der katholischen Kirche, die es in ihrer kategorischen Ablehnung jeder Art von Familienplanung auch in den Dritte-Welt-Ländern für erstrebenswerter hält, mit großer Wahrscheinlichkeit noch im Säuglingsalter elendig an Hunger zu krepieren als gar nicht erst auf die Welt zu kommen. Nachdem ich nun Deine Antwort gelesen habe, vermute ich aber eher, daß bereits Eurer Reaktion auf Danielas Beitrag ein Mißverständnis zugrunde lag - nämlich das, sie hätte für die Zwangssterilisierung zum Zwecke der Ausrottung von Erbkrankheiten plädiert. Wenn dem so sein sollte, ziehe ich meinen Vorwurf der Borniertheit selbstverständlich zurück und entschuldige mich für die daraus möglicherweise resultierenden Kränkung - empfehle aber bei allem Respekt, vor der nächsten vehementen Attacke dieser Art das zugrundeliegende Posting genau zu lesen, denn Danielas Äußerungen zu diesem Thema sind nach meiner Einschätzung unmißverständlich gewesen.

Fazit: Es ging und geht an keiner Stelle - weder in den Gesetzbüchern noch in Danielas oder meinem Posting - um die pauschale (und womöglich legalisierte) Vermeidung der Entstehung von 'minderwertigem' Leben. Das wäre nun in der Tat eine höchst bedenkliche Forderung, die - da gebe ich Dir Recht - den von mir ja so vehement attackierten Assoziationen mit dem 3. Reich in nichts nachstünde. Es ging lediglich darum, daß auch in der menschlichen Gemeinschaft - deren Regelungen den strengsten moralischen Kategorien unterworfen sein müssen - das Grundrecht auf die Familienplanung unter ganz bestimmten Umständen eingeschränkt werden kann und somit der Verweis von Moni auf diese menschliche Gemeinschaft zur Ableitung eines (weitestgehend) uneingeschränkten 'hündischen' Fortpflanzungs- und Züchtungsrechts ('jedem Menschen sein Lieblingstier') nicht nur generell problematisch, sondern auch inhaltlich nicht haltbar war.

Gruß
Sangus
Thema: Überzüchtete Hunde


 
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