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12.01.00 -- Gudrun_Beck

RE: Der beste: VDH? Die anderen Vereine? Welche Erfahrungen habt Ihr? Nur Gute oder Schlechte?

Arabelle fängt Anders

 














Liebe Sylvia,

meiner Meinung nach sind die VDH-Hunde z. T. arg überzüchtet. Das liegt m. E. an den internen Strukturen, dem enormen Konkurrenzkampf um die Siegertitel. Um mit einem Hund züchten zu dürfen, muss dieser erst einmal eine Reihe von Ausstellungen mit entsprechenden Bewertungen absolviert haben. Um einen Hund dahin zu bringen, dass er zuverlässig in den streng und dogmatisch angewandten Rahmen des "Rassestandards" passt, muss in "Linien" gezüchtet werden. Linienzucht bedeutet jedoch nichts anderes als moderate Inzucht. Bewusst werden "erfolgreiche" Champion-Rüden für eigene (nicht ganz nahe) Verwandte zum Decken verwendet. Mit der Verstärkung der gewünschten Gene, der Homogenisierung des Erbgutes innerhalb einer Rasse, werden unbewusst auch Defektgene mitverstärkt. Daraus resultieren die bekannten Erbkrankheiten.

Ich habe für mich beschlossen, auf "Auszucht statt Inzucht" für eine gute Gesundheit zu setzen. Außerdem möchte ich mit meinen Hunden auch arbeiten können. Da stören die VDH-typischen Übertreibungen nur (Beim Langhaar-Collie: noch mehr, noch längeres Langhaar, noch schrägere Augen, übersensibel), denn zuviel Fell macht den Hund spätestens bei Regen arbeitsunfähig, weil er dann zu schwer wird, und zu schräge Augen erblinden oft früh am erblichen Netzhautfehler, den man Collie-Eye-Anomalie nennt. Zu sensible Tiere kann man nicht zu zuverlässiger Arbeit erziehen.

Von Wesen, Arbeitseifer, Intelligenz und Instinktsicherheit nicht-überzüchteter Collies bin ich so begeistert, dass ich auf Austellungen außerhalb des VDH die Züchter, die Hunde und ihre Verwandten kennenlernte, die für mich in Frage kamen. Sorgfältig ausgesucht, haben meine Hunde mich bisher nicht enttäuscht. In ihren Ahnentafeln tummeln sich nicht nur lauter unterschiedliche Namen, sondern auch Vertreter aus unterschiedlichen Zuchtvereinen - Sie sind sehr gesunde "Mischlinge". Und genau das sind sie für VDH-Mitglieder: Nicht FCI-rein, also Mischlinge. Die Diskriminierung fängt immer genau dann an, wenn ich verrate, welcher Verein meinen Hunden die Papiere ausgestellt hat (WZRV). Manch einer hat mich zuvor gefragt, ob Aron als Deckrüde für seine Hündin in Frage käme...

Sicher gilt nicht für alle Hunderassen genau dasselbe. So würde ich einen Rotti wahrscheinlich beim ADRK holen, weil ich woanders vor einem zu aggressiven Wesen Angst hätte. Bei der Rotti-Zucht beim ADRK finde ich auch gut, dass die Gebrauchshundetauglichkeit im Schutzdienst bewiesen werden muss, schön sein reicht also nicht. Das gilt auch für andere Gebrauchshunderassen, obwohl ich mir einen Dt. Schäferhund nun wieder bestimmt nicht vom SV holen würde.

Den WZRV hielt ich mal für eine ernst zu nehmende Alternative zum VDH, bis mir gewisser Schmu bekannt wurde. Diesen Verein kann ich nicht wirklich empfehlen. Die Züchterin, von der ich Belana habe, hat inzwischen zu einem anderen Dissidenten-Verein gewechselt. Von den Dissidenten-Vereinen habe ich mir inzwischen mehrere angeschaut. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich meinen Hunden die Papiere ebensogut selbst schreiben kann, sogar schicker. Die VDH-Anerkennung fällt eh nicht vom Himmel, die haben sie eben nicht. Für Aussteller wären meine Hunde sowieso zu temperamentvoll. Andererseits bleibt Aron der Vater meiner Welpen, wie Belana die Mutter ist.

Unter den Dissidenten gibt es leider auch die Massenzüchter und Hinterhof-Vermehrer, denen es wirklich nur um den Gewinn geht. Da ist man nicht vor Betrug und sogar Inzest sicher. Was in deren Papieren steht ist z. T. erfunden. Gesundheitliche Untersuchungen und v. a. die auf Erbkrankheiten werden gar nicht erst gemacht. Aus mittelstark belasteten Elterntieren kann dann schwerste HD bei den Nachkommen resultieren. Und HD ist nur 1 Erbkrankheit, es gibt sehr viele. Für Zufalls-Mischlinge gilt im Prinzip dasselbe, wenngleich der genetische Mischeffekt der Gesundheit entgegenkommt.

Ich kann nur jedem raten, der sich einen Welpen anschaffen möchte, sich Zuchtstätten anzuschauen. Im Gespräch herauszubekommen, inwieweit man dem "Züchter" trauen kann oder nicht, ist dann dem eigenen Fingerspitzengefühl überlassen. Wo es schon von weitem stinkt, sollte man auf keinen Fall einen Welpen "aus Mitleid" kaufen, sondern das Ordnungsamt hinschicken! Ferner würde ich, wie oben ausgeführt, davon abraten, Hunde mit Wiederholungen von Ahnen in der Ahnentafel zu nehmen, egal wie erfolgreich der doppelte Champion auf Ausstellungen war!

Die VDH-Kontrolle ist sicher die strengste im Vergleich der Vereine, doch was habe ich davon, wenn die VDH-Hunde überzüchtet sind? Viele Züchter rücken Ihre Hunde in ein besseres Licht, als objektiv richtig wäre. Über gesundheitliche Macken der Elterntiere wird Stillschweigen bewahrt. Mit "Belanas Tagebuch" lege ich meine Karten auf den Tisch - offener geht es ja wohl nicht!

Gruß

Gudrun
Thema: Der beste: VDH? Die anderen Vereine? Welche Erfahrungen habt Ihr? Nur Gute oder Schlechte?


 
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