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30.09.99 -- Amelie

RE: Tierheim-Rotti














Hallo, Marion! Ich glaube nicht, daß Du Dir zuviel zumuten wirst. Du gehst ja sehr ernsthaft an das "Problem" heran und hast Dir schon Gedanken darüber gemacht. Sicherlich wird der Hund kein unerschrockener Draufgänger mehr werden, aber ich denke auch nicht, daß Du einen solchen Hund haben wolltest (sonst hättest Du Dir bestimmt nicht diesen ausgesucht - oder er Euch :-)) ?) Ich bin leider keine Rotti-Expertin, kann also nur aus der Erfahrung mit anderen (Tierheim)- Hunden berichten. Leider scheint ja über sein Vorleben nicht viel bekannt zu sein ? 2 Jahre Tierheim sind für einen sensiblen Hund eine seeehrt lange Zeit. Ist er denn nur bei anderen Menschen oder auch bei anderen Hunden ängstlich ? Außerdem muß man unterscheiden zwischen ängstlich-agressiven (Angstbeißer) und ängstlich-sich unterwerfenden Tieren. Er scheint auf jeden Fall äußerst schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, wenn er trotz guter Tierheim-Betreuung wenig Fortschritte gemacht hat. Es ist klar, daß er nach 8 Wochen, in denen er Euch ja immer nur als "die kommen mal vorbei, scheinen auch nett zu sein, aber dann lassen sie mich wieder zurück und ich darf nicht mit"-Menschen erlebt hat, noch nicht richtig Vertrauen hat. Ein richtiges Zuhause wird ihm sicherlich mehr innerer Ruhe und Selbstsicherheit geben, aber auch das kann gut und gerne einige Wochen dauern. Caesar war ja auch ein ziemlich ängstlicher (aber nicht so schlimm, wie Euer), jetzt nach 4 Monaten ist er immerhin so selbstbewußt, daß er neugierig und gerne mit allen Hunden spielt und sich manchmal auch von Fremden anfassen läßt (nicht von allen, aber das braucht er auch gar nicht). Wenn wir etwas unerwartetes sehen, kriegt er immer gleich eine Bürste (Unsicherheit, keine Agression - wird von vielen Menschen leider falsch interpretiert). Du sagtest, daß er z.T. bei Euch schon Anlehnung sucht ? Das ist doch ein sehr gutes Zeichen, daß er Euch vetrauen will ,aber noch nicht ganz "über seinen Schatten " springen kann. Es ist aber der richtige Weg. Bei ängstlichen Hunden muß man als Herrchen/Frauchen vor allem dem Hund Ruhe und Besonnenheit in allen Situationen vermitteln, das stellt an Dich einige Ansprüche ! Caesar z.B. habe ich immer versucht (und tue ich natürlich immer noch!) zu zeigen, daß ich als der Rudelchef bestimme, wenn etwas gefährlich ist o.ä., daß er aber auch immer zu mir kommen kann, wenn ihm ''was nicht geheuert vorkommt. Ich "betütel" ihn dann nicht (das würde seine Unsicherheit verstärken), stehe einfach nur da, manchmal sage ich "Hallo, Caesar" oder soetwas zu ihm. Er muß lernen, daß er die jewilige Situation nicht zu bewerten braucht, weil Du als Chef diese Entscheidungen triffst. Außerdem: alles Mögliche zeigen und erklären: Kinderwagen, Besuche im Baumarkt und Pflanzencenter, Inlineskater, Radfahrer, usw.. (de-sensibilisieren). Ängstliche Hunde haben den Vorteil, daß sie meist sehr auf ihre Menschen fixiert sind. Aber gerade bei Rottis sollte man aufpassen, daß daraus keine Kontaktscheue wird, weil sie sonst unangenehme Feindseligkeiten entwickeln können. Wie bewegt er sich denn im Tierheim-Hunderudel ? Konntest Du das mal beobachten ? Da kann man schon viel über den Charakter erkennen. Um eine Beziehung zu Euch aufzubauen und dem Hund Vetrauen zu geben, kann ich Dir nur sehr empfehlen, den Hund zu massieren: ganz leicht, Du kannst an den Ohren anfangen (falls er nicht kopfscheu ist), dann Schultern, an der Wirbelsäule lang, die Beine einzeln usw. Die Zeiten dabei von mal zu mal verlängern. Glaube mir, das wirkt Wunder ! Rede immer ganz ruhig, aber selbstsicher mit ihm, und wenn Du ihn schimpfst, dann einmal kurz, dann ist wieder gut (Caesar ist dabei an Anfang gleich so in Panik geraten, daß er unter den Tisch gekrochen ist, deshalb ist es wichtig, sich schnell wieder zu vertragen. Bei ihm hat 1x schimpfen gereicht. So langsam wird er aber selbstsicherer und damit auch etwas frecher ;-))Also: Zeige ihm, daß Du der Chef bist (im guten gemeint!), sei selbstsicher, bestimmt und cool und erkläre ihm, wie schön das Leben sein kann. Und wenn Dich Leute ansprechen so in der Richtung: halten sie den Hund mal fest, der schaut so mißtrauisch, der ist bestimmt böse - dann sage "der ist ganz schüchtern " (als Ergänzung: aus dem Tierheim, böses erlebt -blabla), da habe die meisten Verständnis für. Kennst Du die Bücher von Eric Aldington ("Von der Seele des Hundes", "Was tu ich nur mit diesem Hund" usw.)? Die sind ganz empfehlenswert. Naja, das ist auf jeden Fall meine Sichtweise zu Eurem Hund. Natürlich ist das alles sehr theoretisch, weil ich Euer''n Schnuffi ja nicht kenne. Ich bin mir aber sicher, daß Du selber noch viele Idee''n haben wirst, wie ihr dem Hund helfen könnt, außerdem wird Euch das Tierheim ja (hoffentlich) auch nicht "im Regen stehen lassen ", oder ? Viel Freude mit dem "Kleinen" :o)) ! Amelie
Thema: Tierheim-Rotti


 
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