|
|
Grüß dich Antje,
der Tod, manche Dinge vergisst man, möchte man vielleicht vergessen. Was genau die Hunde spüren können, weiß ich nicht, doch dass da etwas ist, das ist mir bewiesen worden ... vor nunmehr 20 Jahren.
Ich war 15, als mein Vater an Darmkrebs erkrankte. Nach einer OP stand fest, dass die Leber befallen war und es keine Aussicht auf Heilung mehr gab. Mein Vater blieb bei uns daheim, bis zu seinem Ende. Eine Woche vor seinem Tod sprang unser Familienhund Sonja, ein kleiner weißer Pudel, auf sein Bett und schmuste ausgiebig mit ihm. Danach verließ sie das Schlafzimmer meiner Eltern und weigerte sich, nochmals einzutreten. Meine Mutter musste Sonjas Körbchen auf den Gang rausstellen, denn die Pudeldame ging nicht mal mehr zu ihrem gewohnten Schlafplatz in das Zimmer. Wenn mein Vater aufstand, verließ Sonja das Stockwerk. Erst als mein Vater im Sarg aus dem Haus getragen wurde, ging Sonja wieder in das Schlafzimmer.
Ich weiß, es ist sehr vermenschlicht, doch ich bin mir sicher, unser alter Hund hat sich von meinem Vater verabschiedet. Ein letztes, endgültiges Mal.
Mir ist nicht bekannt, dass sich sterbende und alte Wölfe aus dem Rudel für den letzte Gang zurückziehen. Soweit ich weiß gibt es so was nur bei Elefanten ... und bei Indianern.
Abgesehen davon wünsche ich den Eltern des kleinen Mädchens ganz viel Kraft. Das sind solche Momente, wo man fast glaubt, den Tod selber zu spüren. Doch vielleicht ist es nur Entsetzen, Trauer, Verlustangst, das Bewusstsein des Vergänglichen.
Mina
|
