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11.06.04 -- Claudi + Loulou

Wißt ihr noch, damals?














Wißt Ihr noch, damals ?

Wir haben es tatsächlich geschafft.

Kaum zu glauben, aber es ist so.
Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, speziell was der Gesetzgeber
und
die Bürokraten, die Medien und die Informationsgesellschaft uns täglich
vorbeten und verbieten, müssten wir alle, die in den Sechzigern bis
Anfang
der Achtziger aufgewachsen sind, längst tot sein.

Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd
sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber
des
Linoleums oder den PVC-Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte
hatten
Ausdünstungen die benebelten und wer erinnert sich noch an den leicht
salzigen Geschmack des abzuleckenden Tintenkillers? Steckdosen,
Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch nicht
kindersicher.
Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar verboten, aber meistens
mussten wir uns erst einmal daran verletzten um es zu glauben.

Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und
Helme.
Die Risiken per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren waren uns
unbekannt!
Zum Thema Auto erinnere ich mich weder an einen Sicherheitsgurt, noch an
Airbags, ABS oder ähnliche Sicherheitsvorrichtungen im Wagen meines
Vaters.
Man saß zwar hinten, aber an einem heißen Sommertag gab es doch nichts
schöneres als seinen Kopf aus dem Fenster (das man damals noch komplett
runterkurbeln konnte) des fahrenden Autos zu stecken und sich den
Fahrtwind
ins Gesicht blasen zu lassen, daß man kaum noch Luft bekam. Wasser
haben
wir
direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus einer Flasche.
Wahnsinn! Wir aßen fettige Schmalznudeln und frischgebackenes Brot mit
fingerdick Butter drauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder
künstlich
gefärbtes Tri Top. Fett geworden sind wir deswegen nie, weil wir immer
draußen waren.

Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und es ist
tatsächlich
keiner daran gestorben. Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten
oder
ähnlichen Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und
splitterigem Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit
runtergebrettert nur um festzustellen, daß wir die Bremsen vergessen
hatten.
Nachdem wir ein paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir
gelernt
auch dieses Problem zu lösen.

Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens
unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel
wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen konnte. Wir waren
nicht
zu erreichen. Keine Handys! Wenn es regnete spielten wir bei Freunden
Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Dame und bauten mit
Matchbox Autos ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations oder
Nintendo, X-Boxen oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle
oder
Surround Anlagen.

Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und
das
einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab noch Vorfilme, die
immer
eine Überraschung waren, weil keiner wußte was zu erwarten war und wenn
zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film dabei war, hatte man das
ganz
große Los gezogen. Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns
diese
Freunde gesucht. Wir haben Fußball gespielt mit allem was sich kicken
ließ
und wenn einer einen echten Lederball hatte war er der King und durfte
immer
mitspielen, egal wie schlecht er war. Um im Verein mitspielen zu dürfen
gab
es Aufnahmeprüfungen, die nicht jeder bestanden hat. Wer es nicht
geschafft
hat, lernte mit der Enttäuschung umzugehen.Wir spielten Völkerball bis
zum
Umfallen und manchmal tat es weh, wenn man abgeworfen wurde.

Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt, haben uns geschnitten,
aufgeschürft
und haben uns Knochen gebrochen und Zähne ausgeschlagen. Wir hatten
Unfälle!
Es waren einfach Unfälle an denen wir Schuld waren. Es gab niemanden,
den
man dafür verantwortlich halten konnte und vielleicht sogar noch vor den
Kadi zerrte. Wer erinnert sich noch an Unfälle? Unsere Knie und Knöchel
waren von Frühjahr bis Herbst lädiert und ein Schienbein ohne blaue
Flecke
gab es nicht. Wenn wir uns an Brennesseln gebrannt haben, oder uns eine
Mücke gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt, oder den
Nachbars
Hund drüber lecken lassen oder drauf gepinkelt. Geholfen hat alles.

Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau
geprügelt
und gelernt damit zu leben und darüber weg zu kommen. Wir haben Spiele
erfunden mit Stöcken und Bällen, haben mit Ästen gefochten und Würmer
gegessen. Und obwohl es uns immer wieder prophezeit wurde, haben wir
kaum
ein Auge ausgestochen und die Würmer haben auch nicht ins uns überlebt.
Wir
sind zu einem Freund geradelt, haben an der Tür geläutet und sind dort
geblieben nur um mit ihm zu reden.

Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere, also haben sie eine
Klasse
wiederholt. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den Lehrern
einfach zurückgestuft. Zensuren bei Proben wurden nie manipuliert, egal
aus
was für Gründen. Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich.
Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheisse gebaut hatten.
Der
Gedanke, daß ein Elternteil uns rausklopft wenn wir mit dem Gesetz in
Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern stellten
sich auf die Seite des Gesetzes. Stellen Sie sich das einmal vor! Unsere
Generation hat einige der größten Enterpreneure und Erfinder
hervorgebracht.
Die letzten 50 Jahre waren eine wahre Explosion an Innovationen und
Ideen.
Wir hatten Freiheit und Zwang, Erfolg und Misserfolg, Verantwortung und
Konsequenz. Und wir haben gelernt damit umzugehen.

Erinnere Dich daran, wie Du aufgewachsen bist und Du wirst sehen, was
unseren Kindern heute fehlt. Als die Eltern einmal ein Auge zudrückten,
anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken. Unsere Eltern
trauten uns zu die richtigen Entscheidungen zu treffen. Meistens hat es
geklappt. Die paar Mal, die daneben gingen zählen wir zu unseren
Lebenserfahrungen.

liebes Grüssle
Claudi
  11.6.04Wißt ihr noch, damals?   Claudi + Loulou  
  11.6.04RE: 1 ANNEMARIE  


 
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